Klimathon Lüneburg – Case Study

Klimathon Lüneburg – Case Study

Die Hansestadt Lüneburg hat rund 79.561 Einwohner:innen (Stand 31.12.2023). Davon nahmen 835 am Klimathon vom 05.02. – 17.03.24 teil und konnten gemeinsam rund 27,3 Tonnen CO 2 einsparen. Lüneburg ist beim Thema Klimaschutz bereits sehr engagiert und führt verschiedene Aktionen durch
um die Lüneburger:innen zu motivieren, sich klimagerecht zu verhalten. Beispielsweise gibt es verschiedene Beratungsangebote zur energetischen Sanierung und Anschaffung von PV-Anlagen, Austauschmöglichkeiten zur Dachbegrünung, einen Arbeitskreis Klimaneutralität, der sich aus einer
breiten Vielfalt von Akteur:innen aus dem Stadtgebiet zusammensetzt, die Aktion Stadtradeln u.v.m.

Motivation der Hansestadt Lüneburg, die Klimathon-App einzusetzen

Es ist eine große Herausforderung, die Stadtgesellschaft zielgruppengerecht und mit Blick auf ihre jeweiligen Bedürfnisse anzusprechen. Klimagerechtes Verhalten wie z.B. Energiesparen oder die Nutzung des Fahrrads statt des Autos wird meistens als Komfortverlust wahrgenommen. Dies ist zum einen auf ein Informationsdefizit zurückzuführen. Zum anderen ist es oft ein großer Schritt, um ins Handeln zu kommen, selbst wenn die Lüneburger:innen gut informiert sind. Dabei spielt es auch eine Rolle, dass Handlungsmöglichkeiten bekannt sind und kein Gefühl der Hilflosigkeit aufkommt.

Der Klimathon bietet hier einen guten, niedrigschwelligen Ansatz, den aufgezählten Schwierigkeiten zu begegnen:

  • Die jüngere Generation wird durch ein digitales, interaktives Tool gezielt angesprochen.
  • Das Mitmachformat ohne Präsenz ermöglicht eine zeitlich unabhängige und flexible Teilnahme.
  • Durch das verbreitete und bekannte Format der App-Anwendung werden auch Personen angesprochen, die bisher wenig bis gar keine Berührungspunkte mit Klimaschutzthemen haben.
  • Durch die Vielfalt der Challenges findet jede/r für sich anwendbare Maßnahmen.
  • Die Informationsangebote zu den Challenges sind vielfältig und je nach Interesse an tiefergehenden Informationen in „dosierter“ Form verfügbar.
  • Es werden konkrete, alltagstaugliche Handlungsmöglichkeiten aufgezeigt.
  • Für das kommunale Klimaschutzmanagement wird eine virtuelle Plattform bereitgestellt, über die verschiedenste Informationen in einem zeitgemäßen Format vermittelt werden können.

Aufwand für die Durchführung der Klimathon-Aktion 

2zero stellte umfassendes Marketingmaterial zur Verfügung. Dies haben wir aber nur in sehr geringem Umfang genutzt, da wir durch die Vielfalt der bisherigen Aktionen in Lüneburg bereits gute Erfahrung in der Pressearbeit haben und zudem von der Pressestelle der Hansestadt Lüneburg unterstützt werden. Die Pressestelle hat z.B. die Erstellung von Reels für die Ankündigung des Klimathons und für die einzelnen Themenwochen initiiert. Über die üblichen Kanäle wie Instagram, die eigene Website, Printmedien (regionale Presse, Stadtteilzeitungen), Radiobeiträge sowie Aushänge in diversen Einrichtungen wurde der Klimathon angekündigt und auch während der Laufzeit begleitet. Texte haben wir sowohl für die Medien als auch für die Ansprache einzelner Zielgruppen und Sponsoren weitestgehend selbst geschrieben. Die von 2zero bereitgestellten Plakate und Flyer konnten wir aber sehr gut nutzen.


Das umfangreiche Marketingmaterial, das 2zero vorbereitet, stellt sicher eine gute Arbeitsbasis für die Kommunen dar, die bisher wenig Erfahrung und keine Unterstützung bei der Pressearbeit haben. Das Tool für die Auswahl der gewünschten Materialien ist allerdings sehr unübersichtlich und die Dateien sind ungenau benannt. Hier wäre eine Übersicht wünschenswert, anhand derer man sehen kann, welches Material man ausgewählt hat.

"Vielen Dank für das Feedback! Wir verstehen die Schwierigkeiten, die ihr mit der aktuellen Gestaltung unseres Tools für die Marketingmaterialien hattet. Daher freuen wir uns, euch mitteilen zu können, dass wir bereits an einer verbesserten Version arbeiten. Diese wird einfacher zu navigieren sein und eine klare Übersicht bieten, sodass ihr beim nächsten Klimathon schneller und effizienter das gesuchte Material finden könnt."

Die Vorbereitung des Klimathons war für uns sehr aufwendig, da wir gezielt verschiedene Zielgruppen angesprochen und informiert haben (Schulen, Kirchen, Unternehmen, diverse Multiplikatoren etc.), um diese zum Mitmachen zu bewegen. Außerdem wurden diverse potentielle Sponsoren kontaktiert, um attraktive lokale Gewinne, neben den von 2zero zur Verfügung gestellten „Belohnungen“, bereitstellen zu können. Dies hat zusätzlich einen gewissen, internen Verwaltungsaufwand mit sich gebracht. Der Aufwand hat sich aber gelohnt, denn es konnten acht lokale Sponsor:innen gefunden werden, die eine Vielfalt von Preisen bereitgestellt haben. Insgesamt konnten 108 Preise verlost werden.

Die Verlosung erfolgte über einen „Randomizer“ unter all denjenigen Teilnehmer:innen, die mehr als 100 Klimapunkte erreicht hatten. Der Vorschlag von 2zero, die Gewinne nicht nach der Gesamtzahl der Klimapunkte zu vergeben, war sehr gut, um eine verhältnismäßig ehrlich erfasste Durchführung der Challenges zu belohnen. 2zero legt großen Wert auf den Datenschutz, so dass wir ausschließlich die Kontaktdaten der gelosten Gewinner:innen bekommen haben.

Informationsvermittlung

Die Challenges, die im Rahmen des Klimathons allgemein und in den einzelnen Themenwochen angeboten werden, sind in unseren Augen eine gute Mischung aus angemessener Anzahl, Diversität und Umfang. Sehr positiv ist anzumerken, dass wir die Challenges für Lüneburg spezifisch formulieren konnten. So war es z.B. möglich bei der Challenge „Nutzung des (Lasten-)Fahrrades statt des Autos“
über die lokale Ausleihmöglichkeit des StadtRades zu informieren und bei der Challenge „Energieberatung“ auf die Energiesparboxen in der Bücherei.


Die KlimaGoodNews-Funktion haben wir sehr umfassend genutzt. Informationen, die von 2zero in allgemein gültiger Form zu den Challenges bereitgestellt werden, können mit Hilfe der KlimaGoodNews durch spezifische, regionale Informationen ergänzt werden. Dadurch werden die Teilnehmer:innen des Klimathons über konkrete Handlungsmöglichkeiten vor der eigenen Haustür informiert. Hier gab es auch die Möglichkeit auf den „Weltbewusst Stadtplan“ zu verweisen.


Zusammenarbeit mit 2zero

Das 2zero Support Team ist sehr zuvorkommend, innovativ, mitdenkend und hilfsbereit. Wir hatten zahlreiche Änderungs- und Anpassungswünsche hinsichtlich der spezifischen Darstellung und Nutzung für Lüneburg. Die meisten unserer Wünsche konnten erfüllt werden und dies geschah immer zeitnah. Falls sich eine Anfrage nicht realisieren ließ, erhielten wir konstruktive Vorschläge für
eine ähnliche Umsetzung.

Dieses Entgegenkommen geht sicher weit über ein vergleichbares Dienstleistungsangebot hinaus und wir hoffen, dass im Gegenzug unsere Wünsche auch für die Weiterentwicklung der App hilfreich sind.

Klimabonus beim Klimathon

Eine Besonderheit des Klimathons in Lüneburg war die Kooperation mit dem Klimabonus-Projekt. Der „Klimabonus“ ist ein nicht kommerzielles Projekt, das mittels einer Sektoralwährung Klimaschutz gestaltet. Das Projekt wird als Teil der Nationalen Klimaschutz Initiative (NKI) vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (fünf Projektregionen in Deutschland) gefördert.
Mit Klimaboni wird klimafreundliches Verhalten belohnt, diese sind eurogedeckt und können nur für ausgewählte nachhaltige Produkte in der Region ausgegeben werden. Dadurch wird zum einen die Aufmerksamkeit der Stadtgesellschaft auf Nachhaltigkeit und damit auch auf den Klimaschutz gelenkt, zum anderen wird die lokale Wirtschaft gestärkt. Ziel des Projekt ist es, die Lüneburger:innen zu informieren, wie sie CO 2 -Emissionen minimieren und regional kompensieren können. Das Projekt richtet sich an Lüneburger:innen aus der Region Lüneburg, regionale Unternehmen, Kommunen, Vereine & Initiativen.v

Das regionale Währungssystem „Klimabonus“ ist noch im Aufbau, so dass die Kooperation mit dem Klimathon ein geeigneter Ansatz ist, die Etablierung des Klimabonus zu unterstützen. Umgekehrt kann auch der Klimathon von der Kooperation profitieren, da mehr Lüneburger:innen erreicht werden können. So erfolgte die Bewerbung des Klimathons auch über die Nutzung der Klimabonus-Netzwerke und dementsprechend konnten weitere Multiplikatoren erreicht werden.

Beide Projekte verfolgen dasselbe Ziel und verstärken ihre Wirkung dementsprechend gegenseitig: zum einen sollen die Teilnehmenden motiviert werden, CO 2 einzusparen. Zum anderen sollen Interessierte dabei unterstützt werden, ins Handeln zu kommen und ihr Verhalten zu ändern, indem konkrete Möglichkeiten und Maßnahmen aufgezeigt werden.

Die Berechnung der Klimaboni basiert auf folgender Gleichung:
1 Klimabonus = 10 Kilogramm eingespartes CO 2

Dies entspricht dem aufgerundeten Wert eines Punktes (9,1 kg) in der Klimathon App und lässt eine gewisse Vergleichbarkeit der erfassten und ins Verhältnis gesetzten Emissionen zu. Die Anzahl der beim Klimathon erreichten Klimapunkte kann aber nur als theoretischer Richtwert und nicht als tatsächliche Kompensation dienen. Eine Anrechenbarkeit wäre wünschenswert, wird vom Fördermittelgeber aber nicht akzeptiert, da nicht nachweisbar ist, welche Maßnahmen die Teilnehmenden tatsächlich umgesetzt haben/zukünftig umsetzen werden. Ohne Zweifel kann aber durch die Kooperation von Klimathon und Klimabonus aufgezeigt werden, in welchem Umfang eine Kompensation der verursachten CO2 -Emissionen durch die ausgewählten Maßnahmen möglich wäre. Um einen praktischen Anreiz zu schaffen, hat das Klimabonus-Projekt 20 Klimaboni à 10 € als Gewinne für den Klimathon zur Verfügung gestellt.

Falls 2zero in einer anderen Kommune die Kooperation mit dem Klimabonus (falls vorhanden) durchführen möchte, wäre ein Vorschlag, bei der Erfassung des CO 2 -Fußabdruckes und der eingesparten Emissionen darauf hinzuweisen.

Zusammenfassung

Die Klimathon-App ist ein geeignetes Instrument, insbesondere jüngere Zielgruppen anzusprechen und durch die spielerische Herangehensweise auch Mesnchen zu erreichen, die bisher wenig bis gar keine Berührungspunkte mit Klimaschutzthemen haben. Einerseits wird Wissen in dosiertem Umfang klar und verständlich vermittelt, anderseits wird aufgezeigt, wie viele unterschiedliche Möglichkeiten es gibt, selbst aktiv zu werden. Dies wird noch einmal durch den Hinweis auf die spezifischen Handlungsmöglichkeiten vor Ort unterstützt.

Aufgrund der guten Resonanz der Lüneburger:innen, können wir uns die Durchführung eines weiteren Klimathons in Lüneburg gut vorstellen.