#58 KlimaGoodNews: Gemeinsam für Demokratie und Klimaschutz
Trotz politischer Rückschläge wächst das Engagement für Demokratie und Klimaschutz. Erfahre mehr über ermutigende Entwicklungen und neue Initiativen!
Nach den Europawahlen hat der Rechtsruck bei den jüngsten Landtagswahlen nicht nur uns, sondern sicherlich auch viele unter euch in Schock versetzt. In Zeiten, in denen es schwierig scheint, sich von positiven Nachrichten inspirieren zu lassen, mussten auch wir letzte Woche eine kurze Pause bei den KlimaGoodNews einlegen.
Doch diese Woche finden wir wieder zu neuer Hoffnung zurück und fühlen uns vielleicht sogar entschlossener als zuvor, uns für mehr Demokratie und Klimaschutz einzusetzen. Oft übersehen wir die guten Entwicklungen, die sich gerade in schwierigen Zeiten manifestieren und die durch solche Ereignisse sogar an Bedeutung gewinnen können.
In einer Ära, in der sowohl das Klima als auch die gesellschaftlichen Spannungen zunehmen, wird klar, dass nur durch demokratische Prozesse wirksame Lösungen gegen den Klimawandel und seine sozialen Folgen entwickelt werden können. Zahlreiche Menschen und Initiativen engagieren sich für Demokratie und Klimaschutz oder hegen den Wunsch, dies zu tun. Gleichzeitig tragen immer mehr wissenschaftliche Erkenntnisse und wirtschaftliche Entwicklungen dazu bei, den Klimaschutz ganzheitlich voranzutreiben. Um gemeinsam den Blick nach vorn wieder zu stärken, haben wir einige ermutigende Nachrichten zusammengetragen. Wir hoffen, ihr findet viel Kraft und Freude beim Lesen 💚
Umweltverbände klagen erneut gegen deutsche Klimapolitik
Ein Bündnis aus Umweltverbänden hat erneut Verfassungsbeschwerde gegen die Klimapolitik der Bundesregierung eingereicht. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH), Greenpeace, Germanwatch, der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) sowie der Solarenergie-Förderverein (SFV) kritisieren die geplante Abschaffung der sektoralen Klimaziele und die Lockerung von Verpflichtungen zur sofortigen Emissionsminderung.
Die Hauptkritik der Umweltschütze:innen richtet sich gegen die Abschaffung sektorspezifischer Klimaziele und die Einführung einer übergreifenden Betrachtung von Treibhausgasemissionen. Besonders der Verkehrssektor, der seine Klimaziele bislang nicht erreicht hat, profitiert von dieser Neuregelung. Laut den Kläger:innen führt die Regierung damit Klimaschutzmaßnahmen ad absurdum und verschiebt notwendige Maßnahmen in die Zukunft. Diese Verschiebung sei verfassungswidrig und gefährde nicht nur das Erreichen der Pariser Klimaziele, sondern auch die Freiheitsrechte zukünftiger Generationen.
Bereits 2021 hatte das Bundesverfassungsgericht in einem wegweisenden Urteil festgestellt, dass Deutschland seine Klimaziele stärker verfolgen muss. Nun setzen die Kläger:innen erneut auf Karlsruhe, um die Regierung zu einer konsequenten Umsetzung der Klimaziele zu verpflichten.
Globaler Wunsch nach Klimaschutz wächst
Eine globale UN-Umfrage zeigt, dass 80 Prozent der Menschen weltweit stärkere Maßnahmen gegen den Klimawandel fordern. In ärmeren, besonders vom Klimawandel betroffenen, Ländern äußerten 89 Prozent der Befragten einen besonders starken Wunsch nach mehr Klimaschutz. Aber auch in wohlhabenden G20-Staaten wie den USA (66 Prozent) und China (73 Prozent) unterstützt eine Mehrheit den Kampf gegen die Erderwärmung. Die Befragung von 75.000 Menschen in 77 Ländern zeigt, dass 62 Länder einen schnellen Übergang zu sauberer Energie fordern. Weltweit gaben 69 Prozent an, dass die globale Erwärmung ihre Lebensentscheidungen beeinflusst.
Auch in Deutschland wünschen sich 53 Prozent der Bevölkerung entschlossenere Klimaschutzmaßnahmen, insbesondere den Ausbau erneuerbarer Energien und finanzielle Hilfen für einkommensschwache Haushalte. Obwohl die Zustimmung zu Klimaschutzmaßnahmen, wie dem Ausbau der Windenergie, oft unterschätzt wird, bleibt der Klimaschutz in Deutschland ein zentrales Thema.
Solche Ergebnisse zeigen deutlich, dass weltweit, und insbesondere auch in Deutschland, der Druck auf Regierungen wächst, entschlossen gegen den Klimawandel vorzugehen.
🎊 Earthly Delights
Bürgerräte stärken Demokratie und Klimaschutz
Bürgerräte sind ein wachsendes Instrument, um Bürger:innen stärker in politische Prozesse einzubinden. Sie bestehen aus zufällig ausgewählten Menschen, die die Bevölkerung repräsentieren und Empfehlungen zu wichtigen Themen erarbeiten. Ziel ist es, das Vertrauen in die Demokratie zu stärken und den Dialog zwischen Politik und Bürger:innen zu fördern.
In Deutschland gab es bereits 2021 einen Bürgerrat zum Thema Klimaschutz, der 80 Empfehlungen erarbeitete, darunter die Forderung, den Kohleausstieg auf 2030 vorzuziehen. Auch bei anderen Themen wie Ernährung und Verkehr sind Bürgerräte im Einsatz. So legte der Bürgerrat Ernährung im Februar 2024 Vorschläge wie kostenfreies, gesundes Schulessen vor, während ein aktueller Bürgerrat sich mit der Verkehrswende befasst. Diese Empfehlungen sind jedoch nicht bindend, weshalb sich die Frage stellt, wie ernst die Politik diese Räte nimmt.
Trotz solcher Herausforderungen wird der Ansatz der Bürgerräte als vielversprechend betrachtet, insbesondere weil sie in anderen Ländern wie Irland und Frankreich bereits Erfolge erzielten. Bürgerräte stärken den Dialog zwischen Politik und Bürger:innen und tragen zu klimafreundlicheren und langfristigeren Entscheidungen bei. Damit sind sie ein wichtiger Baustein für mehr Bürgerbeteiligung und Vertrauen in die Demokratie – vorausgesetzt, ihre Empfehlungen werden ernsthaft in politische Entscheidungen einbezogen.
💯 Zahl der Woche
248 Milliarden Euro - Einsparungen durch gemeinsame EU-Klimapolitik
Eine aktuelle Studie des ifo-Instituts zeigt: Die Europäische Union könnte durch eine gemeinsame Energie- und Klimapolitik immense Kosten einsparen. Insgesamt könnten die EU-Länder bis 2050 rund 248 Milliarden Euro weniger ausgeben, wenn sie koordiniert vorgehen. Für Deutschland allein würde dies eine Ersparnis von 66 Milliarden Euro bedeuten.
Der Hauptvorteil liegt in einem gemeinsamen Netzausbau, der nicht nur den Strompreis senken, sondern auch den Bedarf an Subventionen verringern könnte. Sollte jedoch jedes EU-Land seinen eigenen Weg gehen, könnten die Gesamtkosten für Klimaschutz bis 2050 auf über 8,6 Billionen Euro steigen. Durch ein gemeinsames Vorgehen könnten diese auf 8,38 Billionen Euro reduziert werden.
Die Studie verdeutlicht, dass eine gemeinsame Klimapolitik nicht nur effizienter, sondern auch wirtschaftlich vorteilhafter ist. Besonders ambitionierte Ziele wie eine Klimaneutralität bis 2039 könnten die Kosten zusätzlich reduzieren. Dies betont die Relevanz einer vereinten europäischen Strategie, um ökologisch und finanziell nachhaltig voranzukommen.
💪 Challenge der Woche
It's time to share – Klimaschutz im Gespräch 🌿
Eine internationale Studie hat gezeigt, dass die Zustimmung zu Klimaschutz weltweit bereits sehr hoch ist. Fast 60.000 Menschen aus 63 Ländern beteiligten sich an der Untersuchung, die herausfinden sollte, was Menschen zu mehr Klimaschutz bewegt. Besonders erfolgreich waren Interventionen, die die psychologische Distanz zu den Folgen des Klimawandels verringern oder auf kollektive Maßnahmen hinweisen. Auch das Bewusstsein, dass Klimaschutz ein gemeinsames Anliegen ist, motivierte viele Menschen zum Handeln.
Der Austausch über die Bedeutung von Klimaschutz kann somit ein kraftvolles Mittel sein, um gemeinsam mehr zu erreichen. Deshalb laden wir euch diese Woche ein, euch ganz aktiv zum Thema Klimaschutz auszutauschen und damit mehr Bewusstsein in eurem Umfeld zu schaffen:
Sprecht mindestens eine Bekannte, Verwandte, Kolleg:in oder Freund:in gezielt auf das Thema Klimaschutz an. Folgende Tipps können dabei helfen:
Werte ansprechen: Werte sind die Basis unseres Handelns. Sprecht über gemeinsame Werte wie Heimatverbundenheit, Familie oder Verantwortung. Diese müssen nicht unbedingt direkt mit Nachhaltigkeit zu tun haben, aber sie können eine Brücke schlagen, um das Thema Klimaschutz ins Gespräch zu bringen.
Fragen stellen: Niemand mag es, bevormundet zu werden. Statt euer Gegenüber zu belehren, stellt offene Fragen. Dadurch schafft ihr Raum für wertschätzende Gespräche und signalisierst Offenheit. Fragt zum Beispiel:
- "Was tust du bereits, um nachhaltiger zu leben?"
- "Welche klimafreundlichen Gewohnheiten möchtest du noch integrieren?"
- "Welche Maßnahmen können wir gemeinsam ergreifen, um etwas zu verändern?"
Lösungen diskutieren: Oft fehlt es nicht an Motivation, sondern an konkreten Ideen, wie man im Alltag nachhaltiger handeln kann. Anstatt über Probleme zu sprechen, tauscht euch über Lösungen aus. Diskutiert zum Beispiel einfache Maßnahmen, wie man im Alltag Energie sparen oder Müll vermeiden kann.
Vielleicht habt ihr sogar die Gelegenheit, am globalen Klimastreik am 20. September teilzunehmen. Dieser Tag bietet eine gute Chance, um unsere gemeinsamen Anliegen sichtbar zu machen und zu zeigen, dass wir eine starke, vereinte Stimme für den Klimaschutz sind.
Klimawandel ist ein schwieriges Thema – wir spüren die Auswirkungen nicht immer direkt, und es gibt viele Meinungen dazu. Umso wichtiger ist es, dass wir miteinander reden und einander zuhören. Auch wenn es anstrengend sein kann, solche Gespräche zu führen, bleibt der Dialog entscheidend, um gemeinsam Lösungen zu finden.
Vielen Dank fürs Lesen der KlimaGoodNews #58💚
Wir freuen uns schon auf die nächste Ausgabe mit positiven Nachrichten für eine nachhaltigere gemeinsame Zukunft!