#68 KlimaGoodNews: Rückenwind für die Energiewende

#68 KlimaGoodNews: Rückenwind für die Energiewende
Photo by Bastian Pudill / Unsplash

Die Energiewende in Deutschland zeigt deutliche Fortschritte. Im Jahr 2024 sanken die gesamtdeutschen Treibhausgasemissionen um 3%, insgesamt um 48% im Vergleich zu 1990. Diese Rückgänge fanden zu gut 80% in der Energiewirtschaft statt. Ein Erfolg, der vor allem auf den Ausbau von Windkraft und Photovoltaik zurückzuführen ist. Besonders die Solarenergie übertraf die Ausbauziele für 2024. Die Windkraft hingegen bleibt hinter den Plänen zurück. Dennoch wurden so viele Genehmigungen wie nie zuvor erteilt – ein hoffnungsvolles Zeichen für die kommenden Jahre.

Erneuerbare Energien spielen eine zentrale Rolle im Klimaschutz, da sie fossile Energieträger ersetzen und die CO₂-Emissionen deutlich senken. Sie fördern zudem die Unabhängigkeit von Energieimporten und stärken die regionale Wirtschaft. Gleichzeitig bleiben Herausforderungen wie die Speicherung und Netzstabilität bestehen, weshalb der Ausbau entsprechender Infrastrukturen entscheidend ist. Um diesen Wandel voranzutreiben, hat die Bundesregierung klare Ziele formuliert: Bis 2030 sollen 80% des Stroms aus erneuerbaren Energien stammen.

Mehr von positiven Entwicklungen, die die Energiewende voranbringen können, lest ihr in dieser Ausgabe unserer KlimaGoodNews. Viel Spaß dabei 💚

Die Energiewende in Deutschland: Stand der Dinge 2024
Rückblick auf die wesentlichen Entwicklungen sowie Ausblick auf 2025

Das letzte Kohlekraftwerk in Bayern

white smoke coming from building
Photo by Marcin Jozwiak / Unsplash

Die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien in Deutschland erreichte 2024 ein Rekordniveau: Mit 59% am gesamten Strommix verzeichneten sie ihren bislang höchsten Anteil. Gleichzeitig wurde so wenig Strom aus Kohle erzeugt wie seit den 1950er Jahren nicht mehr. Entgegen der Befürchtungen, dass nach dem Atomausstieg im Frühjahr 2023 verstärkt Kohlekraftwerke einspringen müssten, sank ihr Anteil auf 23% – ein bedeutender Fortschritt.

Auch in Bayern geht nun das letzte Steinkohlekraftwerk in der Nähe der Stadt Freising vom Netz. Eine erfreuliche Nachricht, insbesondere für die Anwohner:innen, die künftig von einer besseren Luftqualität profitieren. Dennoch bleibt das Kraftwerk bis 2031 in der Netzreserve. Das bedeutet, dass das Kraftwerk in sogenannten Dunkelflauten, in denen nicht genügend Strom aus Wind und Sonne gewonnen wird, jederzeit wieder hochfahren kann, um die Netzstabilität und eine sichere Stromversorgung zu gewährleisten.

Die Abschaltung von Zolling ist ein weiteres Signal für den Wandel hin zu einer nachhaltigeren Energieversorgung und für die Energiewende in Deutschland.

Freising: Letztes Steinkohlekraftwerk in Bayern stellt regulären Betrieb ein
Deutschland hat 2024 so wenig Strom aus Kohle erzeugt wie seit den Fünfzigerjahren nicht mehr. Nun schaltet Bayern sein letztes großes Kohlekraftwerk ab. In bestimmten Fällen könnte es aber wieder hochfahren.

Abwärme als Schlüssel zur klimafreundlichen Wärmeversorgung

brown metal tower
Photo by Martin Adams / Unsplash

In Deutschland bleiben jährlich etwa 125 Milliarden Kilowattstunden industrieller Abwärme ungenutzt – genug, um Millionen Haushalte zu versorgen. Eine neue bundesweite Abwärme-Börse soll helfen, dieses Potenzial systematisch zu erschließen.

Die Börse wurde im Zuge des neuen Energieeffizienzgesetzes geschaffen und dient als zentrale Plattform, auf der Unternehmen überschüssige Wärme melden können. So erhalten Kommunen und Stadtwerke leichteren Zugang zu klimafreundlichen Wärmequellen – eine wichtige Unterstützung für Städte, die derzeit ihre Wärmepläne entwickeln.

In Großstädten wie Hamburg setzen Stadtwerke und Industrieunternehmen bereits auf Abwärme für Nah- und Fernwärmenetze. So speist das Metallunternehmen Aurubis überschüssige Wärme ins Netz ein und spart 100.000 Tonnen CO₂ pro Jahr. Auch in Frankfurt nutzt der Energieversorger Mainova Abwärme aus Rechenzentren zur Beheizung von Wohnquartieren.

Langfristig könnte die Abwärmenutzung eine tragende Rolle in der Wärmewende spielen. Sie hilft nicht nur, fossile Energien zu ersetzen, sondern entlastet auch Unternehmen und Verbraucher:innen. Die Abwärme-Börse ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer nachhaltigeren und effizienteren Energieversorgung.

Wärme ist nicht länger energetischer Abfall
Eine bundesweite Abwärme-Börse soll das klimafreundliche Heizen voranbringen. Das könnte eine Lösung für Millionen Haushalte sein – und für viele Unternehmen.

🎊  Earthly Delights

Pilze als nachhaltige Stromquelle

Ein Forschungsteam der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Empa) hat eine innovative Batterie entwickelt, die auf Pilzen basiert. Diese mikrobielle Brennstoffzelle wird im 3D-Druck gefertigt und könnte künftig kleine Sensoren mit Energie versorgen.

Die Batterie nutzt zwei Pilzarten, deren Stoffwechsel sich ergänzen: ‚Bäckerhefe‘ setzt Elektronen frei, während die ‚Samtige Tramete‘ diese durch ein spezielles Enzym aufnimmt und Strom erzeugt. Der gesamte Herstellungsprozess basiert auf einer biologisch abbaubaren, zellulosebasierten Tinte, die den Pilzen als Nährstoff dient. Erste Tests zeigen, dass die Batterie genug Energie liefert, um beispielsweise einen Temperatursensor zu betreiben.

Dieses Konzept könnte in Zukunft vor allem in der Landwirtschaft oder Umweltforschung Anwendung finden, insbesondere in abgelegenen Regionen. Da herkömmliche Batterien große Mengen an Elektroschrott verursachen, bietet diese biologisch abbaubare Alternative eine vielversprechende Lösung für nachhaltige Elektronik. Die Forschenden wollen die Technologie weiterentwickeln, um ihre Leistungsfähigkeit zu steigern und weitere geeignete Pilzarten zu identifizieren.

Eine lebende Batterie aus Pilzen
Nachhaltiger Stromlieferant: Wissenschaftler haben eine biologisch abbaubare Batterie aus Pilzen und zellulosebasierter Tinte entwickelt. Diese

💯  Zahl der Woche

2.000 neue Windräder genehmigt

2024 markierte ein Rekordjahr für die Windenergie in Deutschland: Noch nie wurden so viele neue Windkraftanlagen genehmigt. Insgesamt erteilten die Behörden grünes Licht für fast 2.000 neue Anlagen mit einer Gesamtleistung von mehr als 11 Gigawatt. Das entspricht einem Anstieg von 48 Prozent im Vergleich zu 2023. Besonders stark wuchs die Genehmigungszahl in Niedersachsen (+49%) und Mecklenburg-Vorpommern (+22%).

Diese Entwicklung ist ein Erfolg gesetzlicher Reformen, wie beschleunigter Zulassungsverfahren. Durch einfachere Artenschutzprüfungen und das gesetzliche Ziel, 2% der Landesfläche für Windkraft auszuweisen, schreitet der Ausbau voran. Auch das hohe öffentliche Interesse an erneuerbaren Energien stärkt die Windkraft in der Abwägung mit anderen Belangen.

Trotzdem stehen noch Herausforderungen bevor: Marode Straßen und Lieferengpässe könnten den Bau verzögern. Doch Branchenvertreter:innen sind optimistisch: Wenn die Dynamik anhält, könnten die Windkraft-Ausbauziele für 2030 doch noch erreicht werden.

Die Energiewende nimmt Fahrt auf – jetzt kommt es darauf an, die genehmigten Anlagen zügig zu bauen und ans Netz zu bringen.

Nie zuvor wurden so viele Windkraftanlagen genehmigt wie 2024 - die meisten werden in Norddeutschland gebaut und in NRW
Noch nie sind in Deutschland so viele neue Windkraftanlagen an Land genehmigt worden wie in diesem Jahr. Bis 2030 könnten der Rückstand im Windenergie-Ausbau aufgeholt und die gesetzlichen Ziele erfüllt werden.

💪 Challenge der Woche

Die Energiewende bei dir zu Hause

Die Energiewende geht in Deutschland aktuell in die richtige Richtung - doch die Ziele sind noch nicht erreicht. Wie der aktuelle Stand in Rahmen der Energiewende aussehen, kann auf diesem Energiemonitor verfolgt werden.

Um diese für unsere Zukunft entscheidenden Ziele zu erreichen, brauchen wir nicht nur mehr Anlagen zur Erzeugung erneuerbarer Energie, sondern gleichzeitig auch verstärkte Energiesparmaßnahmen. Gerade hier ist es entscheidend, dass wir alle mit anpacken und aktiv zur Energiewende beitragen.

Und genau dafür, gibt es die Challenge der Woche dieser Ausgabe:

Versuche, möglichst viele leicht umsetzbare Maßnahmen zum Energiesparen in deiner Wohnung oder in deinem Haus umzusetzen.

Als Unterstützung gibt es ein paar Ideen, an denen du dich orientieren kannst:

  • Ersetze alte Glühbirnen durch LEDs und achte darauf, Licht nicht unnötig brennen zu lassen.
  • Überprüfe deine Raumtemperatur. Passe, wenn möglich, die Raumtemperatur an und achte darauf energieeffizient zu heizen.
  • Stelle deinen Kühlschrank auf die optimale Temperatur (7 °C) und enteise regelmäßig für weniger Stromverbrauch.
  • Nutze Deckel auf Töpfen, koche mit Restwärme und verwende den Wasserkocher statt des Herds für heißes Wasser.
  • Achte beim Duschen darauf wenig Wasser zu verschwenden. Stelle dafür beispielsweise beim einseifen das Wasser ab.

Versuche möglichst vier verschiedene Maßnahmen in dieser Woche umzusetzen, um die Challenge der Woche zu absolvieren. Das spart neben Ressourcen auch bares Geld und du trägst aktiv zur Energiewende bei!

Zusatz-Challenge: Wähle die Energiewende

Was bei dem Thema der Energiewende allerdings auch nicht außer Acht gelassen werden darf, ist die Bundestagswahl diesem Sonntag. Da das Wahlergebnis einen großen Einfluss auf die Entwicklung der Energiewende der nächste Jahre haben wird, gibt es in dieser Ausgabe der KlimaGoodNews eine Zusatz-Challenge:

Informiere dich speziell über die angestrebten Maßnahmen im Bereich der Energiewende der einzelnen Parteien. Dafür kann beispielsweise diese Internetseite hilfreich sein.

So bist du bestens über die Einstellung der Parteien bezüglich der Energiewende informiert – eine wertvolle Entscheidungshilfe, falls du dir noch unsicher bist, wen du wählen möchtest.

Seid dabei! 🗳️✊

Jede Stimme bei der Bundestagswahl ist entscheidend, nicht nur für die Zusammensetzung des Bundestages, sondern vor allem auch dafür, wie Deutschland in Zukunft mit der Klimakrise umgeht!

Bundestagswahl 2025: Das wollen die Parteien für die Energiewende
Die Ambitionen der Parteien für die Energiewende fallen auf ein weites Spektrum. Am meisten wollen die Grünen für die nachhaltige Energie- und Wirtschaftswende tun, die AfD will die Energiewende beenden.

Vielen Dank fürs Lesen der KlimaGoodNews #68💚

Wir freuen uns schon auf die nächste Ausgabe mit positiven Nachrichten für eine nachhaltigere gemeinsame Zukunft!