#69 KlimaGoodNews: Die natürliche Kraft der Vielfalt

#69 KlimaGoodNews: Die natürliche Kraft der Vielfalt
Photo by Łukasz Nieścioruk / Unsplash

Die letzten Wochen standen ganz im Zeichen des internationalen Artenschutzes. So wurde am 3. März mit dem Tag des Artenschutzes – seit 1973 ein wichtiger Aktionstag weltweit – an die Bedrohung zahlreicher Tier- und Pflanzenarten erinnert: Umweltverschmutzung, übermäßiger Ressourcenverbrauch und der Klimawandel gefährden ihre Lebensräume weltweit.

Doch internationale Initiativen setzen sich verstärkt für den Artenschutz ein. Ein bedeutender Fortschritt gelang gerade erst auf der 16. UNO-Konferenz zur biologischen Vielfalt (COP16) in Rom. Rund 200 Länder einigten sich auf einen mehrjährigen Finanzierungsplan in Milliardenhöhe zum Schutz der Natur.

Die biologische Vielfalt - also die Vielfalt der Ökosysteme, Lebensräume, Tier- und Pflanzenarten sowie die genetische Vielfalt innerhalb dieser Arten - ist von immenser Bedeutung für unser Leben. Sie versorgt uns mit Nahrung, Trinkwasser, Fasern für Kleidung, Grundstoffen für Arzneien und spielt eine ganz entscheidende Rolle, wenn es um Klimaregulierung geht. Denn intakte Ökosysteme binden große Mengen CO₂ und schützen vor den Folgen extremer Wetterereignisse. Ihre Stabilität und Widerstandskraft hängen dabei maßgeblich von ihrer biologischen Vielfalt ab.

Wusstet ihr, dass in den letzten zehn Jahren Ozeane, Pflanzen, Tiere und Böden mehr als 50 % der vom Menschen verursachten CO₂-Emissionen aufgenommen und so die Erderhitzung deutlich verlangsamt haben? Wenn wir unsere natürlichen Lebensräume schützen, sind sie unschlagbare Verbündete im Kampf um mehr Klimaschutz. In dieser KlimaGoodNews Ausgabe stellen wir euch einige inspirierende Initiativen vor. Viel Freude beim Lesen! 🦋💚

COP16 in Rom: Uno-Artenschutzkonferenz einigt sich auf Finanzierungsplan
Es war ein Kompromiss in letzter Minute: In Rom haben rund 200 Länder einen mehrjährigen Finanzierungsplan für den Schutz von Natur und Artenvielfalt auf den Weg gebracht. Selbst von Naturschützern kam Lob.

Das Kongobecken – Ein Schatz der Biodiversität soll ein Regenwaldschutzgebiet werden

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Photo by Eutah Mizushima / Unsplash

Die Demokratische Republik Kongo umfasst in seinem Staatsgebiet fast die Hälfte des afrikanischen Regenwaldes im Kongobecken. Nach dem Amazonas ist er der zweitgrößte tropische Regenwald der Erde und Heimat einer beeindruckenden Artenvielfalt. Von Okapis über Waldelefanten bis hin zu Mahagoni-Bäumen – die Biodiversität ist einzigartig und absolut schützenswert. Dementsprechend kündigte der Präsident Félix Tshisekedi beim Weltwirtschaftsforum ein weitläufiges Regenwaldschutzgebiet an.

Das ambitionierte Projekt ist ein Meilenstein für den Naturschutz in einem globalen Ausmaß.

Mit einer Fläche von 108.000 km² und einer Länge von 2.800 km soll es das größte Regenwaldschutzgebiet der Welt werden. Die bestehenden Nationalparks Virunga, Yangambi und Salonga sollen verbunden werden und eine durchgehende Schutzzone bilden.

Das Ziel ist klar: Der einzigartige Regenwald soll langfristig vor Abholzung und unkontrollierten wirtschaftlichen Interessen ausländischer Investor:innen geschützt werden. Statt kurzfristiger Ausbeutung setzt das Projekt auf den Erhalt des wertvollen Ökosystems, das eine entscheidende Rolle im globalen Klimaschutz spielt. Gleichzeitig schafft die Initiative neue Arbeitsplätze, und bietet eine Chance für nachhaltige Entwicklung in der aufstrebenden Region.

Demokratische Republik Kongo plant Regenwaldschutzgebiet
Es soll das größte Tropenwaldschutzgebiet der Welt werden: Die Demokratische Republik Kongo will 108.000 Quadratkilometer Regenwald schützen und damit sowohl den Klimawandel bremsen als auch neue Arbeitsplätze schaffen.

Portugal setzt ein Zeichen für den Meeresschutz: Moratorium gegen Tiefseebergbau bis 2050

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Photo by lionel mermoz / Unsplash

Portugal übernimmt eine Vorreiterrolle im Meeresschutz und wird als erstes EU-Land den Tiefseebergbau verbieten! Die Regierung des Staates beschloss, bis 2050 keine neuen Schürflizenzen für den Meeresgrund zu vergeben. Damit reiht sich Portugal neben den pazifischen Inselstaaten Palau und Fidschi in eine kleine Gruppe von Staaten ein, die den Schutz der Meere vor industriellem Bergbau priorisieren. Ein Meilenstein für den Erhalt maritimer Ökosysteme!

Portugal umfasst neben dem Festlandterritorium auf der iberischen Halbinsel auch einige Inseln im Atlantik darunter Madeira und die Azoren. Besonders die Azoren gelten als begehrtes Gebiet für den Abbau wertvoller Metalle wie Kobalt, Kupfer und Nickel aus Manganknollen. Die langfristigen Folgen für das fragile Ökosystem sind kaum erforscht.

Trotz der Bemühung von Seiten der portugiesischen Regierung, bleibt die Gefahr für die maritimen Ökosysteme rund um die Azoren bestehen. Internationale Gewässer sind nur wenige Hundert Meter von der portugiesischen Wirtschaftszone entfernt und sind weiterhin für den Tiefseebergbau freigegeben. Dennoch ist das Moratorium ein starkes Signal, dass der Schutz der Meere auf globaler Ebene priorisiert werden sollte.

Verbot von Tiefseebergbau: Portugal plant Schürfstopp in seinen Gewässern
Die Regierung in Lissabon will den Tiefseebergbau verbieten. Weltweit gibt es ein solches Verbot bisher nur in den Pazifikstaaten Palau und Fidschi.

🎊  Earthly Delights

Neue Tierarten in Peru entdeckt

Jeden Tag verschwinden schätzungsweise bis zu 150 Arten von unserem Planeten. Doch während die Biodiversität an vielen Stellen abnimmt, werden in unerforschten Regionen der Erde immer wieder neue Arten entdeckt.

So zum Beispiel in der Alto-Mayo-Region in Peru. Dort wurden auf einer Expedition der Naturschutzorganisation “Conversation International” 27 neue Arten entdeckt.

Besonders beeindruckend ist unter anderem der Fund von Mäusen mit Schwimmhäuten, die teils auch im Wasser leben. Diese Kombination gilt unter Expert:innen als fast schon “mystisch”. Zudem wurde ein Zwerghörnchen, welches gerade mal so groß wie eine Handfläche ist, entdeckt. Was diese Entdeckung noch bedeutender macht ist, dass es sich nicht nur um eine neue Art, sondern auch um eine neue Gattung im Tierreich handelt!

Die Funde sind besonders bemerkenswert, da sie in einer eigentlich stark zivilisierten Region entdeckt wurden. Doch die biologische Vielfalt dort ist durch die Landwirtschaft bedroht. Deshalb arbeiten Naturschutzverbände gemeinsam mit indigenen Gemeinschaften und der Politik daran, den Naturschutz zu stärken.

Ein erfolgreiches Nebeneinander von Natur und Menschen sei möglich, heißt es bei Conservation International: Es gelte aber jetzt zu handeln, um es zu bewahren!

Schwimmende Maus und „Klumpenkopf-Fisch“: 27 neue Tierarten in Peru entdeckt
In einem Tropenwald in Peru wurden 27 bisher unbekannte Tierarten entdeckt, darunter eine schwimmende Maus und ein seltsam aussehender „Klumpenkopf-Fisch“. Die Funde sind auch deshalb überraschend, weil es sich nicht um eine entlegene, sondern eine bevölkerte Region handelt.

💯  Zahl der Woche

57% - mehr CO₂-Speicherung in artenreichen Wäldern

Artenreiche Wälder spielen eine entscheidende Rolle im Klimaschutz, denn sie können deutlich mehr CO₂ speichern als Monokulturen. Eine aktuelle Studie, die auf Daten des weltweit ältesten Experiments zur tropischen Baumvielfalt in Panama basiert, zeigt, dass Mischwälder mit fünf verschiedenen Baumarten 57% mehr CO₂ in ihrer oberirdischen Biomasse binden als Wälder mit nur einer Baumart. Der Grund dafür ist die effizientere Nutzung von Ressourcen wie Wasser und Nährstoffen durch die verschiedenen Baumarten, was ihr Wachstum fördert und ihre CO₂-Aufnahme erhöht.

Besonders bemerkenswert ist, dass dieser Effekt im Laufe der Zeit sogar zunimmt, da artenreiche Wälder mit zunehmendem Alter stabiler werden und ihr Wachstumspotenzial voll entfalten können. Selbst extreme Wetterereignisse wie Dürren oder Hurrikane beeinträchtigten die Fähigkeit artenreicher Wälder nicht, CO₂ zu speichern. Dies zeigt, dass Mischwälder nicht nur produktiver, sondern auch widerstandsfähiger gegenüber den Folgen des Klimawandels sind. Da verschiedene Baumarten unterschiedlich auf Umweltveränderungen reagieren, können sie sich gegenseitig ausgleichen und den Wald insgesamt stabiler machen.

Die Ergebnisse verdeutlichen einmal mehr, wie wichtig Biodiversität für den Klimaschutz ist. Die Förderung und der Schutz artenreicher Wälder kann damit einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten.

Klimaschutz: Artenreiche Wälder binden mehr Kohlendioxid
Wälder mit verschiedenen Baumarten speichern deutlich mehr Kohlenstoff als Monokulturen

💪 Challenge der Woche

Artenschutz bei dir zu Hause!

Der Schutz unserer Natur ist ein wichtiger Baustein, um die Vielfalt ihrer Tier- und Pflanzenarten zu erhalten. Neben der finanziellen Unterstützung von Naturschutzverbänden, wie dem WWF oder NABU, kann jede:r von uns in unserer Freizeit einen Beitrag zum Schutz der Artenvielfalt leisten.

Maßnahmen, die ohne all zu großen Aufwand zu Hause und in der Umgebung umgesetzt werden können, liefert dir die Challenge dieser Ausgabe:

Versuche diese Woche kleine Aktionen und Maßnahmen in deiner Wohngegend umzusetzen, die helfen die Natur zu schützen.

Hier ein paar Vorschläge:

  • Kräuter und Blumen auf dem Balkon pflanzen – Bienenfreundliche Pflanzen wie Lavendel, Thymian oder Salbei bieten Nahrung für Insekten.
  • Totholzecke im Garten einrichten – Ein kleiner Haufen aus Ästen und Holzstücken bietet Unterschlupf für viele Tiere.
  • Fenster mit Aufklebern versehen – Das kann verhindern, dass Vögel gegen die Scheiben fliegen.
  • Unkraut im Garten gezielt wachsen lassen – Viele Wildkräuter wie Löwenzahn sind wertvolle Nahrungsquellen für Insekten.
  • Wasserschale für Tiere bereitstellen – Eine flache Schale mit Steinen und frischem Wasser füllen, damit Insekten und Vögel sicher trinken können.
  • Vogelfutter anbieten – Unterschiedliche Körner und Nüsse locken als Nahrungsquelle verschiedene Vogelarten an.

Jede Maßnahme, wie klein sie auch erscheinen mag, ist ein wichtiger Schritt zu mehr Naturschutz. Die Challenge ist daher erfolgreich absolviert, wenn eine Maßnahme umgesetzt wurde.

Und, Naturschutz bedeutet immer auch Klimaschutz – denn gesunde Ökosysteme binden CO₂ und stabilisieren das Klima. Viel Freude und Erfolg 🐝🌳🦔🌻

Artenschutz kennt keine Grenzen - NABU
Zum Artenschutz gehört auch das Aushandeln von Verträgen und das Management von Schutzgebieten. Der NABU engagiert sich nicht nur in Deutschland für den Tier- und Artenschutz, sondern setzt sich auch gegen Wilderei und den Handel mit Wildtieren im Ausland ein.

Vielen Dank fürs Lesen der KlimaGoodNews #69💚

Wir freuen uns schon auf die nächste Ausgabe mit positiven Nachrichten für eine nachhaltigere gemeinsame Zukunft!