#70 KlimaGoodNews: Zukunft auf neuen Wegen

#70 KlimaGoodNews: Zukunft auf neuen Wegen
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Deutschland hat sein Klimaziel für 2024 erreicht: Die Treibhausgasemissionen sanken um 3,4%, und lagen mit 649 Millionen Tonnen deutlich unter der gesetzlich erlaubten Grenze von 693,4 Millionen Tonnen. Hauptgrund war der Rückgang fossiler Energien in der Stromerzeugung.

Ein Sorgenkind der deutschen Klimapolitik bleibt jedoch der Verkehrssektor: Mit 143,1 Millionen Tonnen CO₂ – rund 22% der Gesamtemissionen – überschritt er das festgelegte Sektorenziel um gut 18 Millionen Tonnen. Emissionen gingen nur minimal zurück und der stockende Ausbau der Elektromobilität bereitet Expert:innen Sorge.

Neue politische Spielräume könnten nun einen nötigen Wandel anstoßen: Im Zuge des zuletzt – nicht unumstritten – verhandelten umfassenden Schulden- und Investitionspakets wurde ein neues Sondervermögen in Höhe von 100 Milliarden Euro geschaffen, das vollständig in den Klima- und Transformationsfonds fließt. Im Grundgesetz wurde festgeschrieben, dass diese Mittel ausschließlich für zusätzliche Maßnahmen zur Erreichung der Klimaneutralität bis 2045 eingesetzt werden dürfen. Ein Erfolg, der vor allem dank der Grünen auf den letzten Metern möglich wurde.

Das eröffnet neue Chancen für den Verkehrsbereich – etwa für Investitionen in Ladeinfrastruktur, klimafreundliche Mobilitätsangebote oder Maßnahmen für einen sozial gerechteren Zugang zur E-Mobilität. Ob diese Potenziale tatsächlich genutzt werden, hängt maßgeblich von den politischen Prioritäten und der konkreten Mittelverwendung durch die kommende Bundesregierung ab.

Vor diesem Hintergrund widmet sich diese Ausgabe unserer KlimaGoodNews hoffnungsvollen Trends und Fortschritten im Bereich Mobilität und Klimaschutz. Viel Spaß beim Lesen 💚

Deutschland hält Klimaziel 2024 ein - Verkehrssektor problematisch
Deutschland hat im vergangenen Jahr laut Umweltbundesamt und Ministerium sein Klimaziel erreicht. Vor allem in der Energiewirtschaft ging der Ausstoß von Treibhausgasen zurück. Der Verkehrsbereich bleibt hinter den Vorgaben zurück.

Verbenner-Aus 2035? - Warum es der deutschen Autoindustrie gut tun könnte

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Der Plan, bis 2035 den Verkauf von neuen Benzin- und Dieselfahrzeugen schrittweise zu beenden, sorgt für viel Diskussion. Doch anstatt der deutschen Autobranche zu schaden, könnte dieser Wandel ihr langfristig sogar einen entscheidenden Vorteil verschaffen, wie ein neues Strategiepapier zeigt. Die darin enthaltenen Einschätzungen basieren auf Marktanalysen und umfangreichen Interviews mit Brancheninsidern. Analyst:innen fußen das Papier auf zwei zentralen Argumenten “Man müsse mit der Zeit gehen” und die “Konkurrenz aus China schläft nicht”.

Die Autoindustrie in China befindet sich in einer ähnlichen Entwicklungsphase wie die Industrie hierzulande. Dort sind stabile und langfristige politische Rahmenbedingungen der treibende Faktor für den Erfolg in der Elektromobilität. In Deutschland könnten klare, regulatorische Signale wie das Verbrenner-Aus ebenso dabei helfen, Unternehmen Investitionssicherheit zu geben und sich vollständig auf neue emissionsfreie Technologien einzulassen.

Die Entwicklung vom Verbrenner hinzu E-Mobilität sei ohnehin unvermeidlich, meinen viele Expert:innen. Umso mehr sind staatliche Fördergelder im Bereich der E-Mobilität und das Verbrenner-Aus ein wichtiger und nötiger Anstoß seitens der Politik. Sie bieten eine strategische Chance, die die deutsche Autoindustrie ergreifen muss, um international wettbewerbsfähig zu bleiben.

Wie das Verbrenner-Aus die Autoindustrie stärken könnte
Bis 2035 soll der Verkauf von neuen Benzin- und Dieselfahrzeugen schrittweise reduziert werden – so der bisher gültige Plan. Doch kritische Stimmen fürchten

Rufbusse: Eine modere Mobilitätslösung für den ländlichen Raum

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Immer mehr Nahverkehrsgesellschaften in Deutschland setzen auf Rufbusse, um Lücken im öffentlichen Verkehr zu schließen. Die umweltfreundlichen Rufbusse sind vor allem im ländlichen Raum oder zu verkehrsarmen Zeiten unterwegs, wo keine regulären Buslinien fahren. Ein Beispiel ist „Dalli“ in Bad Saarow: Die per Telefon oder online bestellbaren Kleinbusse bringen Fahrgäste fast bis vor die Haustür und bieten eine klimafreundliche Alternative zum eigenen Auto.

Wöchentlich werden im Einzugsbereich des VBB durchschnittlich tausend Transporte abgewickelt. Auch im nordöstlichen Bayern sowie in der erweiterten Hamburger und Frankfurter Metropolregion werden Rufbusse immer häufiger genutzt. Allerdings stellen sich Finanzierungsfragen: Ein Großteil der notwendigen Mittel stammt aus staatlichen Zuschüssen. Ebenso ist in manchen Regionen der Mangel an Fahrer:innen ein Problem, wobei es hierbei starke regionale Schwankungen gibt.

Beim „Dalli“ in Bad Saarow sieht die Situation jedoch zuversichtlich aus. Hier ist der klimafreundliche Rufbus finanziell und personell abgesichert. Ein Beispiel was zeigt, wie flexible Mobilitätslösungen nicht nur den ländlichen Raum erschließen, sondern auch aktiv zu einem klimafreundlicherem Verkehr beitragen.

Besserer ÖPNV auf dem Land: Mit Rufbussen angebunden statt abgehängt
Auf dem Land geht nichts ohne Auto? Doch! Jede dritte Nahverkehrsgesellschaft in Deutschland bietet flexible Kleinbusse an, die nach Bedarf fahren.

🎊  Earthly Delights

Paris macht Platz für Fußgänger:innen

Die Verkehrswende in Paris schreitet voran. Die Stadt wird grüner und autofreier! Bei einer Bürgerbefragung haben die Pariserinnen und Pariser mit einer zwei drittel Mehrheit dafür gestimmt, dass 500 Straßen in Fußgängerzonen umgewandelt werden. Obwohl die Wahlbeteiligung bei der Bürgerbefragung mit 5% sehr gering war, unterstreicht das Ergebnis dennoch die Richtung, in die sich Paris in Sachen zukunftsorientierte Mobilität entwickelt.

Ohnehin gilt Paris unter der Administration der sozialistischen Bürgermeisterin Anne Hidalgo als Vorreiter in der grünen Verkehrswende. In der Vergangenheit wurde unter anderem bereits ein Tempolimit 30 in der Innenstadt verhängt. Die jüngste Abstimmung ist ein weiterer Schritt in eine umweltfreundlichere und grünere Stadtgestaltung.

Die Opposition kritisiert das Vorhaben allerdings. Anwohner:innen müssten künftig Umwege in Kauf nehmen, um mit dem Auto an ihre Wohnung zu gelangen und viele Parkplätze würden komplett wegfallen. Die Infrastruktur müsste dementsprechend angepasst werden und neue Parkplätze am Stadtrand entstehen. Für die Einwohner:innen bedeutet das Vorhaben aber vor allem ein Anstieg in Lebensqualität. Die Feinstaub- und Lärmbelastung in den zentralen Wohngebieten von Paris ist immens und würde durch die Begrünung erheblich reduziert werden.

Pariser stimmen in Bürgerbefragung für 500 Straßen ohne Autos
Mehr Platz für Fußgänger, weniger für Autos - dafür stimmten die Pariserinnen und Pariser am Wochenende. Hunderte Straßen sollen in Fußgängerzonen umgewandelt werden. Die geringe Beteiligung an der Abstimmung lässt Fragen offen.

💯  Zahl der Woche

924.000 - Menschen in Hamburg setzen auf das Deutschlandticket statt aufs Auto

Im September 2024 nutzten rund 924.000 Hamburger:innen das Deutschlandticket – das waren mehr Menschen, als es in der Stadt zugelassene Autos gab. Mit etwa 813.000 Pkw lag die Zahl der Autos deutlich darunter.

Diese Entwicklung ist kein Zufall: Der Hamburger Senat fördert seit September 2023 gezielt den Umstieg auf den öffentlichen Nahverkehr. Schüler:innen erhalten das Deutschlandticket kostenlos, und für Menschen mit geringem Einkommen – etwa Bezieher:innen der Grundrente – kostet es nur 22,50 Euro monatlich. Als der reguläre Preis des Tickets Anfang 2024 auf 58 Euro stieg, wurde die Förderung entsprechend angepasst.

Der Trend zur Verkehrswende zeigt sich auch langfristig: Die Zahl der Autos pro 1.000 Einwohner:innen sank von 439 im Jahr 2022 auf 430 im Jahr 2024. Ein Trend der mitunter auf die politischen Maßnahmen der Hansestadt zurückzuführen ist.

Ein klares Zeichen dafür, dass Hamburg den Wandel zur nachhaltigen Mobilität aktiv gestaltet.

Ham­bur­ge­r*in­nen haben mehr Deutschlandtickets als Autos
Rund 924.000 Ham­bur­ge­r*in­nen nutzten im September 2024 das Deutschlandticket. Die Zahl der zugelassenen Pkw lag dem Kraftfahrt-Bundesamt zufolge zu der Zeit hingegen nur bei rund 813.000. Das liegt auch an Subventionen des Senats. Seit September letzten Jahres bezahlt der Stadtstaat allen Schü­le­r*in­nen ein Deutschlandticket. Außerdem gibt es eine Förderung für Menschen, die existenzsichernde Leistungen wie die Grundrente beziehen. Für sie kostet das Deutschland­ticket nur 22,50 Euro. Als zu Jahresbeginn der Normalpreis von 49 auf 58 Euro angestiegen ist, wurde auch die Förderung entsprechend erhöht.Die Anzahl der Autos geht in der Hansestadt schon seit Jahren zurück. 2022 waren noch 439 Autos pro 1.000 Ein­woh­ne­r*in­nen zugelassen, 2024 nur noch 430.Ein größerer Anteil des ÖPNV am Verkehrsaufkommen kann zu besserer Luftqualität und weniger Straßenlärm führen. Die Förderung des öffentlichen Nahverkehrs macht Städte daher auch lebenswerter. Marie Gogoll

💪 Challenge der Woche

Sicher auf zwei Rädern 🚲

Wer kann, steigt jetzt wieder aufs Rad – und tut dabei ganz nebenbei etwas für Klima, Gesundheit und Lebensqualität.

Denn Radfahren vermeidet CO₂, reduziert Lärm und spart vor allem in Städten Platz. Gleichzeitig bringt Bewegung an der frischen Luft den Kreislauf in Schwung und hebt die Stimmung.

Vielleicht ist dein Fahrrad auch gerade aus dem Winterschlaf erwacht? Dann ist jetzt der perfekte Moment für die Challenge in dieser Woche:

Mach dein Rad fit und überprüfe, ob es verkehrssicher ist. So startest du sicher und mit gutem Gefühl in die neue Fahrradsaison.

Hier eine Checkliste, die dir dabei helfen kann:

  • Bremsen testen: Greifen sie gut und ohne Quietschen?
  • Reifen aufpumpen: Stimmt der Luftdruck? Siehst du Risse, Fremdkörper oder Abnutzung am Mantel?
  • Beleuchtung checken: Funktionieren Vorder- und Rücklicht? Sitzen die Stecker richtig? Sind alle Reflektoren dran und sauber?
  • Kette säubern & ölen: Schmutz abwischen, leicht schmieren, überschüssiges Öl entfernen.
  • Lenker, Sattel & Rahmen prüfen: Alles fest? Keine Risse, kein Spiel? Passt die Sattelhöhe?

Kleinigkeiten kannst du selbst erledigen – bei Unsicherheiten hilft die Werkstatt deines Vertrauens. Am besten bald, bevor der große Frühjahrs-Ansturm beginnt.

Viel Freude beim Schrauben, Putzen und Ausprobieren – und einen sicheren, sonnigen Start in die Fahrradsaison! 🚴‍♀️☀️

Vielen Dank fürs Lesen der KlimaGoodNews #70💚

Wir freuen uns schon auf die nächste Ausgabe mit positiven Nachrichten für eine nachhaltigere gemeinsame Zukunft!