#71 KlimaGoodNews: Wandel mit Chancen
Digitalisierung verändert die Welt in rasantem Tempo und birgt enormes Potenzial für den Klimaschutz. Schon heute helfen digitale Technologien dabei, Ressourcen zu schonen: Intelligente Systeme optimieren Energieflüsse, KI reduziert Verschwendung, smarte Verkehrssteuerung verhindert Staus. Überall zeigen sich Effizienzgewinne, die sowohl Kosten als auch CO₂-Emissionen senken können.
Digitale Technologien können auf dem Weg zum Klimaziel 2030 eine entscheidende Rolle für Deutschland spielen: Laut einer Bitkom-Studie könnten sie – je nach Digitalisierungstempo – im Jahr 2030 zwischen 43 und 80 Millionen Tonnen CO₂ einsparen. Das entspricht rund 14 bis 26 Prozent des bis dahin erforderlichen Reduktionsziels.
Gleichzeitig verursacht die Digitalisierung selbst Emissionen. Vor allem der Energieverbrauch nimmt mit wachsenden Datenmengen und steigenden Rechenleistungen stetig zu. Schon heute ist der digitale Sektor weltweit für rund vier Prozent der klimaschädlichen Emissionen verantwortlich.
Damit Digitalisierung zum Klimaschutz beiträgt, muss sie also nachhaltig gestaltet werden. Das bedeutet: grüne Rechenzentren, effiziente Software und ein bewusster Umgang mit digitalen Angeboten. Es bedeutet auch, technologische Entwicklungen politisch zu begleiten – mit klaren Regeln, ethischer Perspektive und gesellschaftlicher Verantwortung.
Von einigen spannenden Entwicklungen auf dem Weg in eine digitalisierte und nachhaltigere Zukunft lest ihr in dieser KlimaGoodNews-Ausgabe. Viel Freude dabei 💚

Digitale Tools als Unterstützung für kommunalen Klimaschutz
In den letzten Jahren haben sich digitale Technologien rasant weiterentwickelt und bieten Kommunen neue Möglichkeiten, den Klimawandel aktiv anzugehen. Mit Technologien wie Künstlicher Intelligenz, 3D-Stadtklimamodelle und digitalen Zwillingen können Städte ihre Grünflächen effizienter verwalten.
Ob in den öffentlichen Verkehrsmitteln, am Arbeitsplatz oder zuhause - vor allem in Städten sind die Auswirkungen des Klimawandels im Sommer zu spüren. Stadtparks, Gründächer und grüne Infrastruktur helfen dabei, Hitzewellen abzumildern und binden gleichzeitig CO₂.
Eine neue Studie des Instituts für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) und Net Positive Cities zeigt, wie digitale Technologien dazu beitragen können, diese grünen Flächen zu erhalten und weiterzuentwickeln. So ermöglichen 3D-Stadtklimamodelle beispielsweise die präzise Identifizierung von Hitzehotspots. Auf dieser Grundlage können gezielte Maßnahmen ergriffen werden, um betroffene Gebiete mit mehr Grünflächen oder Gebäudebegrünungen zu versehen und die Lebensqualität der Anwohner:innen zu verbessern.
Digitale Werkzeuge, wie das neue Portal Umwelt.info des Umweltbundesamtes, helfen Städten und Kommunen dabei klimaresilienter zu werden und Wissenslücken zu füllen. Sie bieten eine wertvolle Unterstützung, um Städte grüner, lebenswerter und zukunftsfähiger zu gestalten.

Rechenzentren auf Effizienzkurs
Angesichts der globaler Energieknappheit stehen Rechenzentren vor der Herausforderung, ihren hohen Stromverbrauch zu senken. Moderne Anlagen setzen dabei verstärkt auf energieeffiziente Technologien.
Eine Schlüsselrolle spielen besonders innovative Kühlkonzepte. Durch den Einsatz von Außenluft oder flüssigkeitsbasierten Kühlverfahren lässt sich der Energiebedarf bei Rechenzentren deutlich reduzieren.
Ergänzend dazu gewinnt auch der Einsatz Künstlicher Intelligenz zunehmend an Bedeutung. Intelligente Algorithmen tragen dazu bei, den Betrieb von Rechenzentren zu optimieren – etwa durch vorausschauende Wartung oder die präzise Vorhersage und Verteilung des Energiebedarfs. Langfristig können mit dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz in Rechenzentren Abläufe und Prozesse in Unternehmen effizienter gestaltet werden. So tragen Rechenzentren zunehmend selbst zur Energiewende bei.
Über die Reduktion des Energieverbrauchs hinaus bieten Rechenzentren auch neue Chancen für die Wärmewende. Ein Beispiel dafür ist die Nutzung der entstehenden Abwärme: Mithilfe von Wärmerückgewinnung kann die durch Abwärme entstandene Energie wiederverwendet werden - etwa zur Beheizung von Wohngebieten. Allerdings müssen hierfür die Fernwärmenetze ausgebaut werden, die die Abwärme einspeisen können. Obwohl hierbei noch infrastrukturelle Hürden vorhanden sind, birgt dieser Ansatz großes Potenzial für eine energieeffiziente und klimafreundliche Zukunft.

🎊 Earthly Delights
Mehr Biodiversität dank smarter Landwirtschaft
Künstliche Intelligenz gilt in vielen Bereichen als Schlüsseltechnologie der Zukunft – auch in der Landwirtschaft. Das Projekt Cognitive Weeding zeigt, wie Künstliche Intelligenz zum Erhalt der Artenvielfalt beitragen kann. Statt bei der Bearbeitung der Felder alle Beikräuter pauschal zu entfernen, erkennt die KI einzelne Pflanzenarten und entscheidet, ob die jeweiligen Beikräuter den Erträgen der Nutzpflanzen schaden oder nicht. So bleiben möglichst viele Wildpflanzen erhalten, was für mehr Biodiversität auf Ackerflächen und langfristig zu einer ökologischeren Landwirtschaft führt.
Die Umsetzung von Cognitive Weeding war aufwendig: Die Datenaufbereitung gestaltete sich komplex, da eigene Drohnenaufnahmen und Sensorsysteme eingesetzt wurden. Ebenso die Erstellung präziser Karten der zu bearbeitenden Flächen erforderte viel Zeit.
Umso erfreulicher ist es, dass die Ergebnisse des Projekts bereits Wirkung zeigen: Das Unternehmen Farming Revolution will gewonnene Erkenntnisse in seine Hackroboter integrieren und die Amazonen-Werke nutzen das Wissen für künftige Produktentwicklungen. Auch in der Wissenschaft sorgt das Projekt für Impulse, etwa in Dissertationen von Promovierenden. Der Ansatz eröffnet somit neue Perspektiven und liefert einen wichtigen Beitrag zur Förderung der Biodiversität und Bodenkultur auf landwirtschaftlich genutzten Flächen.

💯 Zahl der Woche
90 % - weniger Stromverbrauch durch kompakte KI-Modelle
Ein Forschungsteam der Universität des Saarlandes und des DFKI zeigte auf der Hannover Messe 2025, wie Künstliche Intelligenz deutlich energieeffizienter werden kann. Mit innovativen Methoden wie Wissensdestillation und Neuronaler Architektursuche lassen sich große KI-Modelle auf das Wesentliche reduzieren – ohne Leistungseinbußen.
Statt energieintensiver Massendatenverarbeitung kommen sogenannte „Schülermodelle“ zum Einsatz, die mit bis zu 90 % weniger Strom auskommen. Diese schlanken Modelle ermöglichen nicht nur nachhaltigere Rechenzentren, sondern machen leistungsfähige KI erstmals auch für kleine und mittlere Unternehmen zugänglich.
Ein Praxisbeispiel liefert die Stahlindustrie: Beim Recycling von Stahlschrott kommt ein komprimiertes KI-Modell mit höherer Effizienz zum Einsatz, welches energieintensive Systeme ersetzen soll. Ergänzend entwickeln die Forschenden Werkzeuge, die den Energieverbrauch von KI berechenbar machen und nachhaltige Planung ermöglichen.
Mit dem Projekt ESCADE, gefördert vom Bundeswirtschaftsministerium, setzt das Team neue Maßstäbe für umweltfreundliche KI – ein wichtiger Schritt in Richtung klimaneutraler Digitalisierung.

💪 Challenge der Woche
Digitaltag entdecken
Digitalisierung kann viel bewegen, auch für den Klimaschutz. Wer digitale Angebote clever nutzt, spart Wege, Papier, Energie und oft auch CO₂. Und: Digitale Teilhabe heißt auch, beim Wandel dabei zu sein – informiert, vernetzt und mitgestaltend.
Am 27. Juni 2025 findet der nächste Digitaltag statt. Das Motto: „Digitale Demokratie: Mitreden. Mitgestalten. Mitwirken.“
Schon jetzt stehen viele spannende Aktionen fest: Workshops, Vorträge, Tools und Events – vor Ort oder online, kostenlos und offen für alle. Perfekt für die Challenge in dieser Woche:
Schau dir die Aktionsübersicht an und finde eine Veranstaltung, die dich interessiert. Oder plane, selbst eine Aktion beizutragen.
Block dir den Zeitraum vom 21. bis 29. Juni 2025 schon jetzt im Kalender, damit du dabei bist, wenn Deutschland digital zusammenkommt. Alle nötigen Informationen zum Aktionstag findest du hier.
Extra-Tipp:
Vielleicht gibt es in deinem Alltag schon digitale Werkzeuge, die dir helfen, Dinge einfacher oder effizienter zu machen.
Ein guter Moment, um innezuhalten und zu fragen: Wie kann ich digitale Möglichkeiten bewusst und sinnvoll für mehr Nachhaltigkeit nutzen?
Viel Erfolg beim Entdecken und Planen 🌍💡

Vielen Dank fürs Lesen der KlimaGoodNews #71💚
Wir freuen uns schon auf die nächste Ausgabe mit positiven Nachrichten für eine nachhaltigere gemeinsame Zukunft!