#74 KlimaGoodNews: Bewegung, die was bewegt

Der Juni rückt klimafreundliche Mobilität in den Fokus: Am 3. Juni war „Europäischer Tag des Fahrrads”, am 15. Juni ist der Aktionstag „Mobil ohne Auto“. Beide Tage erinnern uns auch daran, wie unsere Fortbewegung das Klima beeinflusst.
Der Verkehr verursacht in Deutschland rund ein Fünftel der gesamten Treibhausgasemissionen. Im Alltag fällt er oft dort an, wo wir ihn kaum hinterfragen: beim täglichen Pendeln, dem schnellen Einkauf oder dem Kurzstreckenflug am Wochenende. Klimafreundliche Mobilität hilft, Emissionen zu vermeiden, Ressourcen zu schonen und Lebensraum zurückzugewinnen.
Gerade in Städten steckt großes Potenzial: Über die Hälfte aller Autofahrten ist kürzer als 5 km und könnte auch zu Fuß, mit dem Fahrrad oder per ÖPNV zurückgelegt werden. Viele Menschen sind bereit dazu: Laut Umfragen wollen 52 % ihr Mobilitätsverhalten zugunsten des Klimaschutzes ändern oder haben es bereits getan.
Doch nicht überall ist das gleich einfach: Während in urbanen Räumen oft Alternativen vorhanden sind, fehlen sie auf dem Land oder sind noch im Aufbau. Hier helfen zunehmend Ansätze wie Rufbusse, Mitfahrgruppen oder gemeinsam genutzte Fahrzeuge.
Klar ist: Die Mobilitätswende ist nicht nur eine Frage der Technik, sondern vor allem von Entscheidungen im Alltag. In dieser Ausgabe der KlimaGoodNews lest ihr von spannenden Entwicklungen, die ein klimafreundliches Unterwegssein fördern können. Viel Spaß dabei 💚

Mehr als Mobilität: Der unterschätzte Nutzen des Nahverkehrs

Eine neue Mobilitätsstudie der Technischen Universität München hat den wirtschaftlichen Nutzen des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) umfassender als bisher üblich beleuchtet. Im Fokus standen direkte, indirekte und gesellschaftliche Effekte wie Produktivität, Umweltkosten und Teilhabe. Bisher wurde der ÖPNV vor allem als Kostenfaktor betrachtet, insbesondere bei Debatten um das Deutschlandticket. Es wurde argumentiert, der Nutzen beschränke sich nur auf die Grundversorgung.
Die Studie zeigt nun: Der ÖPNV bringt Deutschland rund 75 Milliarden Euro Wertschöpfung pro Jahr – etwa dreimal so viel wie die jährlichen Kosten. Dazu zählen unter anderem Einsparungen durch weniger Staus, Unfälle und Umweltbelastungen sowie wirtschaftliche Impulse.
Beauftragt wurde die Studie von der Bahn-Tochter DB Regio. Die Botschaft: Jeder investierte Euro in den ÖPNV zahlt sich dreifach aus. Statt Kürzungen braucht es langfristige Investitionen in Infrastruktur, Digitalisierung und soziale Teilhabe, um Mobilität, Klima und Wirtschaft gleichermaßen zu stärken.

Neue Regel in Paris fördert Fahrgemeinschaften

Paris hat am 3. März diesen Jahres eine neue Regelung auf dem Autobahnring Boulevard périphérique eingeführt: Eine Fahrspur wird zu den Stoßzeiten exklusiv für Fahrgemeinschaften, Busse, Taxis und Menschen mit Behindertenausweis reserviert. Ziel ist es, den Autoverkehr zu reduzieren und die Luftqualität zu verbessern.
Aktuell sind rund 80 % der Autos nur mit einer Person besetzt. Durch die neue Maßnahme sollen mehr Menschen Fahrgemeinschaften bilden, um Staus, Lärm und Emissionen zu verringern. Im vergangenen Oktober hatte Paris bereits die Höchstgeschwindigkeit auf dem Ring auf 50 km/h gesenkt.
Die Kontrolle erfolgt per Kamera mit KI-Unterstützung sowie Wärmebildtechnik. Die Fehlerrate soll dabei unter einem Prozent liegen. Bis Mai gibt es eine Übergangsphase mit Hinweisschildern. Danach drohen Bußgelder von 135 Euro. Auch andere französische Städte testen ähnliche Modelle.
In den USA sind solche Fahrgemeinschaftsspuren seit Jahrzehnten etabliert, in Europa dagegen kaum verbreitet. Der Verkehrsclub Deutschland begrüßt den Vorstoß – fordert aber, ihn mit einem attraktiven ÖPNV zu verknüpfen, um echte Alternativen zum Auto zu schaffen.

🎊 Earthly Delights
Lastenräder erobern Städte als praktische Autoalternative
In deutschen Städten zeigt sich ein klarer Trend: Lastenräder können bei gewerblicher Nutzung häufig Autofahrten ersetzen und sind dabei oft genauso schnell.
Das zeigt eine Studie des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR), an der 750 Unternehmen und Einrichtungen teilnahmen. Sie nutzten 152 Lastenräder für 30.000 Fahrten über insgesamt 307.000 Kilometer. Das Ergebnis: Zwei Drittel der Fahrten ersetzten Autofahrten, vor allem auf Strecken bis drei Kilometer, ohne spürbare Zeitverluste.
Neben eingespartem CO₂ entlasten Lastenräder den Verkehr in Ballungsräumen und bieten eine praktische Alternative – auch für Handwerksbetriebe, Freiberufler und Vereine. Rund die Hälfte der Teilnehmer:innen plant, künftig eigene Lastenräder anzuschaffen. Gründe sind unter anderem Umweltbewusstsein, Innovationsfreude und der Wunsch nach Vorbildfunktion.
Auch wenn es noch Verbesserungsbedarf bei Komfort und Ausstattung gibt, ist das Potenzial klar: Lastenräder sind ein zentraler Baustein für klimafreundliche Mobilität im urbanen Raum.

💯 Zahl der Woche
5 Prozentpunkte mehr: In deutschen Großstädten gewinnt der Fußverkehr an Bedeutung
Das Mobilitätsverhalten in Deutschland verändert sich, insbesondere in Großstädten. Wie eine aktuelle Studie der TU Dresden zeigt, ist der Anteil der mit dem Auto zurückgelegten Wege dort zwischen 2018 und 2023 von 31 % auf 26 % gesunken. Gleichzeitig legen Stadtbewohner:innen häufiger Wege zu Fuß zurück. Ihr Anteil stieg im gleichen Zeitraum um fünf Prozentpunkte auf 33%.
Auch die Fahrradnutzung ist im Vergleich zu 2018 leicht gestiegen. Der öffentliche Nahverkehr bleibt im Vergleich zu 2018 stabil. Das ist eine bemerkenswerte Entwicklung, nachdem die Fahrgastzahlen während der Corona-Pandemie stark eingebrochen waren.
Gründe für diesen Wandel sind unter anderem veränderte Arbeits- und Lebensgewohnheiten seit der Pandemie. Viele verzichten inzwischen auf lange Arbeitswege mit dem Auto.
Während auf dem Land das Auto weiterhin dominiert, zeichnet sich in urbanen Räumen zunehmend ein Trend zur nachhaltigen Fortbewegung ab. Ein Wandel, der nicht nur das Klima, sondern auch die Lebensqualität positiv beeinflussen kann.

💪 Challenge der Woche
Ein Tag ohne Auto – für mehr Lebensqualität & Klimaschutz
Seit den 1980er-Jahren gibt es den Aktionstag „Mobil ohne Auto“, an dem Menschen ihr Auto bewusst stehen lassen. Die Idee dahinter ist einfach und stark zugleich: zeigen, wie vielfältig, klimafreundlich und lebendig Mobilität auch ohne eigenes Auto sein kann.
Ob im Dorf oder in der Stadt, allein oder gemeinsam – am Sonntag, den 15. Juni 2025 sind in ganz Deutschland viele Menschen unterwegs. Sie gehen zu Fuß, fahren Fahrrad oder nutzen Bus und Bahn. Jede autofreie Strecke zeigt, wie viel Lebensqualität entsteht, wenn wir den öffentlichen Raum neu denken.
Deshalb lautet die Challenge in dieser Woche:
🚲 Versuche, dein Auto an diesem Tag ganz bewusst stehen zu lassen. Vielleicht für den Weg zum See, zur Familie, ins Freibad oder einfach nur für einen schönen Spaziergang in deiner Umgebung.
👣 Mach mit bei einer Aktion in deiner Nähe. In vielen Regionen finden Veranstaltungen statt – zum Beispiel Fahrradsternfahrten, Straßenfeste, geführte Wanderungen oder besondere Angebote im öffentlichen Nahverkehr.
🎉 Gestalte den Tag so, dass er dir in Erinnerung bleibt. Verabrede dich mit Freund:innen zu einer kleinen Tour, pack ein Picknick ein oder erkunde neue Wege in deiner Umgebung.
📍 Tipp: Viele Städte und Verbände veröffentlichen ihre Aktionen online. Mehr Infos, Inspirationen und Aktionen zum Mitmachen findest du zum Beispiel auch auf den Seiten lokaler Umweltverbände.
Ein autofreier Tag verändert nicht alles, aber öffnet den Blick für Alternativen und ist damit ein essentieller Schritt auf dem Weg zu einer nachhaltigeren Mobilität.

Vielen Dank fürs Lesen der KlimaGoodNews #74💚
Wir freuen uns schon auf die nächste Ausgabe mit positiven Nachrichten für eine nachhaltigere gemeinsame Zukunft!