#75 KlimaGoodNews: Mee(h)r Schutz im Blick

Vom 9. bis 13. Juni 2025 fand in Nizza die dritte UN-Ozeankonferenz statt und brachte wichtige Fortschritte für den globalen Meeresschutz. Über 2.500 freiwillige Selbstverpflichtungen wurden angekündigt – darunter milliardenschwere Finanzzusagen, neue Schutzgebiete, Maßnahmen gegen Plastikverschmutzung und Beiträge zur Meeresforschung. Besonders bedeutsam ist das internationale Hochseeschutzabkommen (BBNJ), das ab 2026 in Kraft treten könnte. Es würde erstmals ermöglichen, Schutzgebiete auch in internationalen Gewässern rechtsverbindlich festzulegen und besser gegen illegale Fischerei vorzugehen. Die Konferenz zeigte das klare Engagement der Staaten für den Schutz der Meere. Nun bleibt abzuwarten, wie die Beschlüsse in der nationalen Politik umgesetzt werden.
Ozeane speichern rund ein Drittel des menschengemachten CO₂, produzieren über die Hälfte des weltweiten Sauerstoffs und stabilisieren das globale Klima. Gleichzeitig geraten sie zunehmend unter Druck. Zerstörerische Fischereimethoden, Plastik- und Nährstoffverschmutzung, industrielle Nutzung und drohender Tiefseebergbau gefährden marine Ökosysteme und schwächen ihre Fähigkeit, Kohlenstoff zu speichern und Biodiversität zu erhalten.
Meeresschutz ist damit nicht nur ein ökologisches, sondern auch ein klimapolitisches Handlungsfeld. Gesunde, widerstandsfähige Ozeane sind zentrale Verbündete im Kampf gegen die Klimakrise und eine ambitionierte Meerespolitik ist Voraussetzung für eine lebenswerte Zukunft. Von aktuellen, positiven Entwicklungen rund um den Meeresschutz lest ihr in dieser Ausgabe der KlimaGoodNews. Viel Spaß dabei 💚

Deutschland und Frankreich stärken gemeinsam den Meeresschutz

Deutschland und Frankreich haben auf der UN-Ozeankonferenz in Nizza eine gemeinsame Ozeanagenda beschlossen. Ziel ist es, den Meeresschutz international voranzubringen und bestehende Initiativen wirksam zu bündeln.
Konkret planen beide Länder die schnelle Ratifizierung des UN-Hochseeschutzabkommens und setzen sich für ein verbindliches Plastikabkommen ein, das den gesamten Lebenszyklus von Kunststoffen berücksichtigt. Der Tiefseebergbau soll ausgesetzt bleiben, bis mehr über die ökologischen Auswirkungen bekannt ist. Auch die Dekarbonisierung der Schifffahrt, nachhaltige Fischerei und stärkere Meeresforschung sind Teil der Agenda.
Ein besonderer Fokus liegt auf der Bergung von Altmunition, die auf dem Meeresgrund rostet und die Umwelt gefährdet. Viele dieser Munitionsteile enthalten toxische Substanzen, die durch die Korrosion freigesetzt werden können und das marine Leben stark bedrohen. Deutschland hat dafür ein eigenes Förderprogramm gestartet, Frankreich will ähnliche Schritte gehen.
Bis 2030 sollen mindestens 30 % der Meeresflächen weltweit unter Schutz stehen. Die Ozeanagenda zeigt, dass mit klaren Zielen und gemeinsamer Verantwortung bedeutende Fortschritte erzielt werden können.

Dänemark verbietet Grundschleppnetz-Fischerei in der Flensburger Förde

Ab dem 1. Juli 2025 tritt in Dänemark ein weitreichendes Verbot der Fischerei mit Grundschleppnetzen in Kraft, auch in der Flensburger Förde. Damit will die Regierung besonders empfindliche Meereslebensräume wie Sandbänke, Stein- und Blasenriffe besser schützen.
In 37 besonders geschützten Meeresgebieten entlang der dänischen Küste sollen ab Juli keine Grundschleppnetze mehr eingesetzt und keine Muscheln mehr aus dem Meeresboden gebaggert werden. Diese Maßnahmen gelten in einem Bereich von drei Seemeilen vor der Küste. Dadurch kann sich der Meeresboden erholen, was die Fischbestände stabilisieren und das Ökosystem stärken soll.
Auf deutscher Seite gibt es bislang kein vergleichbares Verbot. Zwar werden in der Flensburger Förde seit 2018 keine neuen Genehmigungen für die Miesmuschelfischerei mehr erteilt, doch verbindliche Regelungen fehlen. Ein bilaterales Abkommen mit Dänemark könnte künftig den Weg für ein abgestimmtes Schutzkonzept ebnen.

🎊 Earthly Delights
KI-basiertes Projekt gegen Geisternetze schützt Meeresleben
Jährlich landen rund 50.000 Tonnen Fischernetze im Meer. Über die Zeit versetzen sich diese in kleinere Stücke und Fasern, die im Meer treiben und dann als Geisternetze bezeichnet werden. Diese werden zur tödlichen Falle für Meereslebewesen und Seevögel und beschädigen mitunter Korallen.
Geisternetze und andere Hinterlassenschaften der Fischerei machen bis zu 50 Prozent des Plastikmülls im Ozean aus und sollen künftig mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz besser aufgespürt werden können.
Dazu wurde ein Projekt vom WWF in Zusammenarbeit mit den Unternehmen Accenture und Microsoft gestartet, bei dem Aufnahmen vom Meeresboden automatisch ausgewertet und Stellen markiert werden, an denen sich die Geisternetze vermutlich befinden. Die Ortung erfolgt mithilfe der “Sound Navigation and Ranging”-Technik, kurz Sonar, einem Verfahren zur Unterwasserortung mittels Schallimpulsen. Zudem wurde eine KI-gestützte Online-Plattform ins Leben gerufen, auf der Forschungsinstitute, Behörden oder Windkraftfirmen geeignete Sonardaten spenden können.
Der WWF hat bisher mit eigenen Sonardaten 26 Tonnen Geisternetze aus der Ostsee geborgen. Die Kooperation mit örtlichen Fischereien soll ein noch präziseres Arbeiten erleichtern. Bereits jetzt liegt die Treffergenauigkeit der KI bei 90 Prozent. Nun soll sie weiter trainiert werden, um Unterseekabel noch besser von Netzen zu unterscheiden und noch mehr Meereslebewesen das Leben zu retten.

💯 Zahl der Woche
900.000 Quadratmeter Meeresschutzgebiet geplant
Die Inselgruppe Französisch-Polynesien im Südpazifik hat angekündigt, 900.000 Quadratkilometer seiner maritimen Wirtschaftszone unter Schutz zu stellen. Dies entspricht dem Zehnfachen der Fläche Deutschlands. In diesen Zonen werden industrielle Fischerei, Tiefseebergbau und andere Eingriffe untersagt. Auch die übrigen Meeresgebiete erhalten Schutzstatus mit abgestuften Regelungen, um eine nachhaltige Nutzung zu ermöglichen.
Die Maßnahme zielt darauf ab, die artenreiche Unterwasserwelt mit Korallenriffen, Schildkröten, Mantarochen und zahlreichen Fischarten zu erhalten. Traditionelle Fischereimethoden der lokalen Bevölkerung bleiben erlaubt und sichern weiterhin deren Lebensgrundlage. Gleichzeitig werden die marinen Ressourcen vor Übernutzung geschützt.
Die Initiative erhält internationale Unterstützung und könnte als Modell für andere Regionen dienen. Angesichts der weltweiten Bedrohung der Meere durch Überfischung, Klimawandel und Verschmutzung setzt Französisch-Polynesien ein starkes Zeichen und zeigt, dass großflächiger Meeresschutz möglich ist.

💪 Challenge der Woche
Schütz die Tiefsee mit deiner Stimme
Die Tiefsee ist ein Ort voller Wunder: leuchtende Quallen, bizarre Lebewesen und riesige Korallenriffe existieren dort in völliger Dunkelheit, tausende Meter unter der Wasseroberfläche. Viele dieser Arten wurden noch nie von Menschen gesehen oder wissenschaftlich beschrieben. Doch ausgerechnet dieser empfindliche Lebensraum steht jetzt vor einer dramatischen Bedrohung.
Einige Unternehmen planen, dort Metalle wie Kobalt, Nickel oder Mangan abzubauen. Diese Rohstoffe werden unter anderem für Batterien und andere Technologien benötigt. Doch der Preis dafür ist hoch: Um an die Metalle zu gelangen, müsste der Meeresboden mit schweren Maschinen umgepflügt werden. Dabei würden ganze Ökosysteme zerstört, lange bevor wir sie überhaupt verstehen.
Noch ist dieser Abbau nicht Realität. Doch bis Juli 2025 will die Internationale Meeresbodenbehörde (ISA) ein Regelwerk für den Tiefseebergbau beschließen. Ein breites Bündnis von Wissenschaft, Zivilgesellschaft und Umweltverbänden fordert deshalb: Stoppt diesen Eingriff, bevor er beginnt.
Deshalb lautet die Challenge in dieser Woche:
🖊️ Unterschreibe die Petition von Greenpeace an die Bundesregierung, die ein klares Moratorium gegen den Tiefseebergbau fordert. Ziel ist ein verbindlicher Stopp, bevor irreversible Schäden entstehen: Jetzt Petition unterschreiben!
📣 Sprich darüber. Viele Menschen wissen gar nicht, dass Tiefseebergbau so kurz bevorsteht. Teile die Petition in deinem Umfeld, zum Beispiel in der Familie, in der WG, bei Kolleg:innen oder auf Social Media.
🌍 Du möchtest dich auf anderen Wegen einbringen? Auch bei Organisationen wie Oceana, Surfrider Foundation Europe oder BUND Meeresschutz findest du weitere Petitionen und Aktionen.
Warum das wichtig ist: Die Tiefsee ist kein Ort für Experimente mit schwerem Gerät. Anders als an Land gibt es dort keine Möglichkeit, Schäden zu reparieren oder Lebensräume wiederherzustellen. Wenn dieser Raum einmal zerstört ist, ist er für immer verloren. Mit deiner Stimme kannst du helfen, Druck auf die Politik auszuüben und ein starkes Zeichen für den Schutz unserer Meere setzen 💙

Vielen Dank fürs Lesen der KlimaGoodNews #75💚
Wir freuen uns schon auf die nächste Ausgabe mit positiven Nachrichten für eine nachhaltigere gemeinsame Zukunft!