#79 KlimaGoodNews: Mehr als ein Antrieb

#79 KlimaGoodNews: Mehr als ein Antrieb
Photo by Ralph Hutter / Unsplash

Aktuell wird in Deutschland erneut über das EU-Verbrenner-Aus ab 2035 diskutiert. Doch während der klassische Verbrennungsmotor eine auslaufende Technologie darstellt, entwickelt sich die Elektromobilität stetig weiter. Reichweiten nehmen zu, Batterien werden effizienter und günstiger, und mit einer wachsenden Modellvielfalt erreichen E-Autos zunehmend den Massenmarkt.

Auch aus klimapolitischer Sicht führt kein Weg an dieser Entwicklung vorbei. Der Straßenverkehr verursacht fast ein Fünftel der deutschen Treibhausgasemissionen. Wirksame Reduktionen sind nur möglich, wenn Autos selbst klimafreundlicher werden. Schon heute schneiden batterieelektrische Fahrzeuge in der Klimabilanz besser ab als Benziner oder Diesel. Mit einem wachsenden Anteil erneuerbarer Energien im Strommix verbessert sich diese Bilanz weiter.

Darüber hinaus ist Elektromobilität ein entscheidender Faktor für die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Automobilbranche. Während Hersteller in Asien und den USA mit großem Tempo voranschreiten, droht Deutschland ins Hintertreffen zu geraten. Zukunftsfähige Investitionen liegen in Innovation, Ladeinfrastruktur und sozial gerechten Zugangsmodellen, nicht in der Verlängerung der Verbrenner-Ära.

Ganz im Zeichen aktueller Entwicklungen und Perspektiven rund um E-Autos steht deshalb diese Ausgabe der KlimaGoodNews. Viel Freude beim Lesen 💚

Elektromobilität gewinnt weltweit an Fahrt

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Photo by Michael Fousert / Unsplash

Die Elektromobilität verzeichnet weltweit einen deutlichen Aufwärtstrend. Laut PwC wurden in den ersten sechs Monaten des Jahres 2025 mehr als 5,9 Millionen rein batterieelektrische Fahrzeuge neu zugelassen. Das entspricht einem Wachstum von 37% gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Besonders stark legte der Markt in China zu, wo über 3,7 Millionen E-Autos verkauft wurden.

Auch Europa meldet beeindruckende Zahlen: Mit rund 1,2 Millionen neu zugelassenen Elektroautos wurde ein neuer Halbjahresrekord erreicht. Das entspricht einem Zuwachs von 25%. Deutschland liegt mit etwa 249.000 neuen E-Autos auf dem dritten Platz innerhalb Europas. PwC spricht von einer Renaissance der Elektromobilität, ausgelöst unter anderem durch strengere Vorgaben für den CO₂-Ausstoß von Neuwagen.

Gleichzeitig fordert das Umweltbundesamt gezielte Förderungen für einkommensschwache Haushalte, einen schnellen Ausbau der Ladeinfrastruktur und ein Festhalten am Zulassungsverbot neuer Verbrenner ab 2035. E-Autos gewinnen weltweit an Bedeutung. Die Herausforderung liegt nun darin, den Wandel sozial ausgewogen und wirtschaftlich zukunftsfähig zu gestalten.

Elektroautos nähern sich beim Preis den Verbrennern an

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Photo by CHUTTERSNAP / Unsplash

Die Preisunterschiede zwischen Elektroautos und Verbrennern werden immer geringer. Eine Analyse zeigt, dass der durchschnittliche Preisabstand bei den beliebtesten Modellen inzwischen bei weniger als 3.000 Euro liegt. Noch vor einem Jahr war er mehr als doppelt so hoch. Gründe dafür sind sinkende Listenpreise und höhere Rabatte bei E-Autos sowie steigende Preise bei konventionellen Fahrzeugen.

Diese Entwicklung betrifft vor allem den deutschen Markt. Dort steigen die Neuzulassungen von Elektroautos wieder, insbesondere bei heimischen Herstellern. Der Volkswagen-Konzern konnte seit Jahresbeginn mit über 136.000 Fahrzeugen fast die Hälfte aller Stromerzulassungen für sich verbuchen. Auch BMW, Mercedes und Opel profitieren von der wachsenden Nachfrage.

Hinzu kommt, dass viele Vorbehalte gegenüber E-Autos abnehmen. Laut einer KfW-Studie sehen immer weniger Menschen die Ladeinfrastruktur, die Reichweite oder die Ladezeiten als Hindernis. Der Preis bleibt zwar ein zentrales Thema, doch die jüngste Entwicklung zeigt: Elektroautos werden nicht nur technologisch, sondern auch wirtschaftlich zunehmend konkurrenzfähig.

🎊  Earthly Delights

Neue Nutzungspotenziale für Elektroautos durch bidirektionales Laden

Elektroautos könnten künftig nicht nur die Mobilität verändern, sondern auch einen wichtigen Beitrag zur Energiewende leisten. Das sogenannte bidirektionale Laden ermöglicht es, Strom nicht nur zu speichern, sondern bei Bedarf auch wieder ins Netz oder ins eigene Haus abzugeben. Eine Untersuchung des Energiekonzerns Eon zeigt, dass bereits über 225.000 Elektrofahrzeuge in Deutschland technisch dafür vorbereitet sind.

Das Potenzial ist groß. Wird ein Teil der verfügbaren Batteriekapazität genutzt, könnten rechnerisch bis zu 4,2 Millionen Haushalte in den Abendstunden mit Strom versorgt werden – also genau dann, wenn der Bedarf besonders hoch ist. Damit ließe sich der Betrieb von mehreren Gaskraftwerken zeitweise vermeiden. Auch die Klimabilanz würde davon profitieren. Laut Eon könnten jährlich rund 238 Millionen Kubikmeter Erdgas und etwa 500.000 Tonnen Kohlendioxid eingespart werden.

Voraussetzung für die breite Anwendung sind geeignete Heimladestationen, passende Systemtechnik und klare gesetzliche Regelungen. Fragen zur Einspeisung, Vergütung und Haftung sind bislang ungeklärt. Erste Pilotprojekte zeigen jedoch, dass Fahrzeughalter:innen Einnahmen im dreistelligen Bereich erzielen könnten. Entscheidend für den Erfolg sind intelligente Steuerungen und Anreizsysteme, die eine sichere und bedarfsgerechte Rückspeisung ermöglichen. So könnte bidirektionales Laden ein zentraler Baustein einer stabilen und klimafreundlichen Stromversorgung werden.

💯  Zahl der Woche

90 % Wiederverwertung möglich: Batterierecycling gewinnt an Bedeutung

Die Recyclingbranche für Elektroauto-Batterien steht in Deutschland vor dem Durchbruch. Neue Technologien ermöglichen es, wertvolle Rohstoffe wie Lithium, Graphit, Kobalt, Mangan und Nickel mit hoher Effizienz zurückzugewinnen. Unternehmen wie das Aachener Start-up Cylib zeigen bereits in Pilotanlagen, wie Batterien umweltschonend recycelt werden können – ganz ohne Chemikalien, dafür mit über 90 Prozent Rückgewinnungsrate.

Ein neuer Industrie-Standort in Dormagen soll ab 2027 den Übergang in die Großproduktion schaffen. Ab dem Jahr 2030 will Cylib dort jährlich bis zu 150.000 E-Auto-Batterien verarbeiten. Damit könnte Deutschland einen wichtigen Schritt hin zu mehr Rohstoffunabhängigkeit gehen. Denn bislang stammen zentrale Materialien für Batterien überwiegend aus China.

Noch fehlt es an genügend Altbatterien, da viele E-Autos länger halten als erwartet. Das schafft Zeit für den Aufbau einer leistungsfähigen Recyclinginfrastruktur. Fachleute sehen in dieser Entwicklung nicht nur ökologische, sondern auch strategische Chancen: Ein starker Recyclingsektor in Europa könnte langfristig helfen, Lieferketten zu stabilisieren und technologische Souveränität zu sichern.

💪 Challenge der Woche

Gemeinsam auf die Straße am 20. September 2025!

Technologische Innovationen sind entscheidend für die Verkehrswende und die Energiewende. Doch ohne politischen Willen bleiben viele Chancen ungenutzt. Deshalb ist es genauso wichtig, dass wir als Gesellschaft gemeinsam ein Zeichen setzen und deutlich machen: Rückschritte im Klimaschutz sind keine Option.

Die Challenge dieser Woche lautet deshalb:

🪧 Nimm am 20. September an einer Klimademo in deiner Nähe teil und setze ein starkes Signal für eine nachhaltige Zukunft.

So kannst du dich einbringen:

  • Suche dir die Klimademo in deiner Nähe heraus und lade Freund:innen, Kolleg:innen oder Familie ein.
  • Teile den Aufruf in deinen Netzwerken, damit noch mehr Menschen davon erfahren.
  • Wenn du nicht vor Ort teilnehmen kannst, unterstütze die Bewegung online unter den Hashtags #ExitGasEnterFuture und #DrawTheLine.

👉 Finde hier eine Klimademo in deiner Nähe!

Jede Stimme zählt, um eine klare Richtung einzufordern: hin zu erneuerbaren Energien, zukunftsfähiger Mobilität und sozial gerechtem Klimaschutz.

Mach mit, geh auf die Straße und zeig: Wir wollen Fortschritt statt Rückschritt. Gemeinsam gestalten wir eine lebenswerte Zukunft! ✊💚

Vielen Dank fürs Lesen der KlimaGoodNews #79 💚

Wir freuen uns schon auf die nächste Ausgabe mit positiven Nachrichten für eine nachhaltigere gemeinsame Zukunft!