#81 KlimaGoodNews: Schützen, was uns schützt

#81 KlimaGoodNews: Schützen, was uns schützt
Photo by John Modaff / Unsplash

Tropische Regenwälder gehören zu den wichtigsten Stabilisatoren des Erdklimas. Als bedeutende Kohlenstoffsenken speichern sie rund ein Fünftel des weltweit in Vegetation und Böden gebundenen Kohlenstoffs. Der Amazonas, der mehr als die Hälfte aller tropischen Regenwälder umfasst, spielt dabei eine Schlüsselrolle. Auf einer Fläche von 5,5 Mio. Quadratkilometern sind rund 150 Mrd. Tonnen Kohlenstoff gebunden. Anhaltende Entwaldung führt nicht nur zu erheblicher Freisetzung von CO₂, sondern auch zum Verlust der Senkenfunktion. Forschende warnen, dass dadurch ein Kipppunkt droht, ab dem sich das Ökosystem unumkehrbar verändert, mit gravierenden Folgen für das Weltklima und die Erreichung der globalen Klimaziele.

Auf den Amazonas und die globalen Klimaziele richtet sich in diesen Tagen auch die internationale Aufmerksamkeit: In Belém, im Norden Brasiliens, beginnt am 10. November die Weltklimakonferenz COP30. Zum ersten Mal tagt eine Klimakonferenz mitten im Amazonasgebiet und damit an einem der zentralen Schauplätze des globalen Klimaschutzes. Im Mittelpunkt stehen Fragen, wie der Erhalt tropischer Wälder wirksam finanziert, kontrolliert und in internationale Klimaziele eingebunden werden kann. Brasilien hat angekündigt, den Waldschutz als Schlüsselfaktor für die Erreichung des Pariser Abkommens zu positionieren und neue Instrumente wie den Tropical Forest Forever Fund vorzustellen. Damit könnte die COP30 ein Signal setzen, den Schutz der Wälder als festen Bestandteil globaler Klimapolitik zu verankern.

Diese Ausgabe der KlimaGoodNews steht daher ganz im Zeichen des Schutzes tropischer Regenwälder und zeigt aktuelle Entwicklungen, die diesen voranbringen können. Viel Freude beim Lesen 💚

Brasilien macht Fortschritte im Regenwaldschutz

aerial view of green trees and river during daytime
Photo by Ivars Utināns / Unsplash

Die Abholzung im brasilianischen Amazonasgebiet ist zum vierten Mal in Folge zurückgegangen. Zwischen August 2024 und Juli 2025 wurden laut dem brasilianischen Weltraumforschungsinstitut INPE rund 5.800 km² Regenwald zerstört. Das entspricht einem Rückgang von 11% im Vergleich zum Vorjahr und dem niedrigsten Stand seit 2014.

Präsident Luiz Inácio Lula da Silva verfolgt das Ziel, die Abholzung bis 2030 vollständig zu stoppen. Mit dem Wiederaufbau der Umweltbehörden und verschärften Kontrollen konnten bereits deutliche Fortschritte erzielt werden. Angesichts extremer Dürre und verheerender Brände ist die spürbare Verringerung der Entwaldung ein bemerkenswerter Erfolg.

Gleichzeitig stärkt Brasilien seine internationale Rolle im Waldschutz. Mit über einer Milliarde Euro unterstützt das Land den globalen Fonds TTFF, dessen Erträge in Schutzprojekte für bedrohte Wälder weltweit fließen. Auch indigene Gemeinschaften und nachhaltige Wirtschaftsinitiativen sollen davon profitieren.

Weltweit ist die Zerstörung tropischer Wälder nach wie vor eine der größten ökologischen Bedrohungen. Der Amazonas bleibt ein zentrales Rückgrat im Kampf gegen den Klimawandel. Brasilien zeigt, dass engagierte Umweltpolitik den Weg zu Fortschritten ebnen kann – ein wichtiges Signal, das internationale Dynamik erzeugen kann.

Neue EU-Verordnung soll entwaldungsfreie Lieferketten sicherstellen

a forest filled with lots of cut down trees
Photo by PROJETO CAFÉ GATO-MOURISCO / Unsplash

Seit 2023 gibt es in der Europäischen Union eine Verordnung für entwaldungsfreie Produkte (EUDR). Ab dem 30. Dezember 2025 sollen Rohstoffe wie Soja, Rindfleisch, Palmöl, Holz, Kakao oder Kaffee nur noch dann gehandelt werden dürfen, wenn sie nachweislich nicht zur Abholzung oder Schädigung von Wäldern beigetragen haben. Die Verordnung reagiert auf eine Hauptursache globaler Entwaldung: Rund 90% der weltweiten Waldverluste gehen auf die Umwandlung in landwirtschaftliche Flächen zurück. Ein erheblicher Teil betrifft Produkte, die für den internationalen Markt bestimmt sind. Auch der europäische Konsum ist damit mittelbar verbunden.

Die EUDR verpflichtet Unternehmen, für betroffene Produkte Herkunft, Anbauflächen und Produktionsbedingungen offen zu legen. Grundlage ist eine verpflichtende Sorgfaltserklärung, die vor dem Inverkehrbringen über ein zentrales EU-System eingereicht werden muss. Die Anforderungen richten sich nach Unternehmensgröße und dem Entwaldungsrisiko im Ursprungsland.

Die Anwendung der EUDR ist ab dem 30. Dezember 2025 für größere Unternehmen vorgesehen, für Kleinst- und Kleinbetriebe ab dem 30. Juni 2026. Aktuell diskutiert die EU weitere Anpassungen. Im Gespräch sind unter anderem eine begrenzte Übergangsfrist bis Mitte 2026 und ein späterer Starttermin für kleinere Unternehmen. Eine vollständige Verschiebung der Verordnung ist jedoch nicht vorgesehen.

Mit der EUDR werden erstmals EU-weit rechtlich verbindliche Standards geschaffen, die Umwelt- und Menschenrechtsaspekte in globalen Lieferketten berücksichtigen. Die Verordnung wird damit ein konkretes Instrument, um Waldzerstörung durch internationalen Handel zu begrenzen.

🎊  Earthly Delights

Neuer Satellit liefert präzise Daten zur CO₂-Speicherung in Regenwäldern

Seit diesem Frühjahr ist der Satellit „Biomass“ der Europäischen Weltraumorganisation ESA im Einsatz. Er untersucht Wälder weltweit mit einem neuen Radarsystem, das die Menge und Verteilung der Biomasse erfassen kann. Der Schwerpunkt liegt auf tropischen Regenwäldern, die eine wichtige Rolle im globalen Kohlenstoffkreislauf spielen. Mit dem sogenannten P-Band-Radar lässt sich die Biomasse erstmals flächendeckend auch unterhalb des Blätterdachs messen. Das ermöglicht genauere Aussagen darüber, wie viel Kohlenstoff gespeichert ist und wie sich Trockenheit, Brände oder Rodung auf diese Speicherfähigkeit auswirken.

Die gesammelten Informationen sollen dazu beitragen, den Zustand der Wälder besser zu erfassen und die wissenschaftlichen Grundlagen für Klimamodelle und Schutzstrategien zu verbessern. Alle neun Monate wird der Satellit die tropische Vegetation vollständig vermessen. Erste Bilder zeigen Waldgebiete in Brasilien, Indonesien und Gabun. Ergänzt wird die Mission durch das Citizen-Science-Projekt „Tree-Quest“. Es lädt Interessierte ein, Baumdaten vor Ort zu erheben und so die Forschung zu unterstützen.

Mit diesen Erkenntnissen kann künftig besser eingeschätzt werden, wie stark Wälder zum globalen Kohlenstoffhaushalt beitragen und welche Regionen besonders schützenswert sind.

💯  Zahl der Woche

20 Waldprojekte für Lateinamerika: Neue Initiative von KfW und IUCN

Vom 9. bis 15. Oktober 2025 fand in Abu Dhabi der Weltnaturschutzkongress statt. Mehr als 9.000 Fachleute aus Politik, Wissenschaft und Zivilgesellschaft kamen zusammen, um über Wege aus der globalen Naturkrise zu beraten. Auf dem Kongress präsentierten die KfW Entwicklungsbank und die Internationale Naturschutzunion (IUCN) eine neue Initiative für den globalen Waldschutz: die Forest Action Facility.

In den kommenden sechs Jahren sollen über diese Plattform bis zu 20 Projekte in Zentralamerika und Ecuador gefördert werden. Finanziert durch das Bundesentwicklungsministerium (BMZ), zielt die Initiative auf die Wiederherstellung degradierter Waldlandschaften – etwa durch Aufforstung, klimaangepasste Landwirtschaft oder die nachhaltige Nutzung von Waldprodukten.

Besonders ist der offene Ansatz: Lokale und indigene Organisationen, Gemeinden oder kleine Unternehmen können sich direkt um Fördermittel bewerben. So sollen nicht nur Biodiversität und Klimaschutz gefördert, sondern auch soziale und wirtschaftliche Perspektiven vor Ort gestärkt werden. Auch Unternehmen können sich beteiligen, etwa im Rahmen nachhaltiger Lieferketten für Kaffee oder Kakao.

Mit der Forest Action Facility entsteht ein neuer internationaler Mechanismus, der Umwelt- und Entwicklungsziele miteinander verbindet. Die Kombination aus gezielter Finanzierung, lokaler Beteiligung und ökologischem Fokus setzt ein starkes Zeichen für den Schutz der Wälder und die Stabilisierung des globalen Klimas.

💪 Challenge der Woche

Regenwald im Haushalt entdecken

Viele Produkte, die wir täglich benutzen, führen uns – oft unbemerkt – direkt in den tropischen Regenwald. Ob Schokolade, Shampoo, Tiefkühlpizza oder Lippenstift: In vielen steckt Palmöl, Kakao oder andere Zutaten, für deren Anbau Regenwaldflächen gerodet werden. Gleichzeitig gibt es immer mehr Alternativen, die auf faire, ökologische und transparente Herkunft setzen.

Die Challenge dieser Woche lautet deshalb:

🌴🔍 Mach bei dir zu Hause den Regenwald-Check!

Schau dich in deiner Küche oder im Bad um und entdecke, welche Produkte aus oder mit Rohstoffen aus dem Regenwald stammen.

Wähle anschließend ein bestimmtes Produkt aus und geh diesen Fragen nach:

  1. Woher kommen die Zutaten oder Rohstoffe? (z. B. Kakao, Palmöl, Kaffee, Soja, Kautschuk)
  2. Unter welchen Bedingungen werden sie produziert? Gibt es Infos dazu auf der Verpackung oder beim Hersteller?
  3. Welche Alternativen gibt es? Achte auf Bio-, Fairtrade- oder Rainforest-Alliance-Siegel. Sie stehen für nachhaltigere Anbauweisen und faire Arbeitsbedingungen.
  4. Was ist für dich leistbar und machbar? Vielleicht findest du eine nachhaltigere Variante, die dir wirklich zusagt.

Beim nächsten Einkauf kannst du dann ganz gezielt auf dieses Produkt achten und bewussten Konsum ausprobieren. Jeder Einkauf ist eine Entscheidung darüber, welche Art von Landwirtschaft und Handel wir unterstützen. Wenn wir bewusster hinschauen, können wir dazu beitragen, dass der Schutz des Regenwaldes Teil unseres Alltags wird. 🌍💚

💡 Tipp: Im Internet findest du viele wertvolle Informationen und praktische Tipps, zum Beispiel beim NABU: Wie kann ich Regenwälder schützen? 15 Tipps für den Alltag

Vielen Dank fürs Lesen der KlimaGoodNews #81 💚

Wir freuen uns schon auf die nächste Ausgabe mit positiven Nachrichten für eine nachhaltigere gemeinsame Zukunft!