Second-Hand-Shopping: Warum Nachhaltigkeit beim Shoppen zählt

Second-Hand-Shopping: Warum Nachhaltigkeit beim Shoppen zählt
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Der Black Friday. Entstanden in den 1950er Jahren in Amerika, ist er allgemein als Tag der Schnäppchenjäger:innen bekannt. Mit seiner wachsenden Beliebtheit entstanden neben dem eigentlichen Black Friday zusätzliche Rabattaktionen wie die Black Friday Woche und der Cyber Monday. Diese scheinen zunächst verlockend für den Geldbeutel zu sein, sind aber wortwörtlich ein schwarzer Tag für die Umwelt.

Sind wir mal ehrlich, viele der am Black Friday gekauften Dinge brauchen wir gar nicht. Wir lassen uns von den Rabatten verführen, anstatt darauf zu achten, was wir wirklich brauchen. Aber nicht nur die Rabatte verleiten uns dazu neue Dinge zu kaufen, unser Gehirn sehnt sich zu einem gewissen Teil nach Neuem. Jedes Mal, wenn wir uns mit etwas Neuem beschäftigen, gibt es einen kleinen Dopaminschub. Das war in prähistorischen Zeiten, als wir noch Jäger und Sammler waren, sehr hilfreich. Neue Nahrungsmittel wie Beeren zu finden war damals überlebenswichtig - heute ist es ein Faktor, der unser Konsumverhalten beeinflusst und zur Klimakrise beiträgt.

Ein Beispiel für die Auswirkungen dieses Konsumverhaltens ist die Kleidungsindustrie. Im Jahr 1930 besaßen amerikanische Frauen im Durchschnitt neun Outfits, heute ist diese Zahl mindestens dreimal so hoch. Die Herstellung neuer Produkte erfordert einen erheblichen Ressourceneinsatz. Zum Beispiel benötigt man für die Produktion einer Jeans zwischen 7.000 und 10.000 Liter Wasser. Hinzu kommt, dass viele Produkte in Ländern wie China oder Bangladesch hergestellt und weltweit verschickt werden, was zur Freisetzung von klimaschädlichem Treibhausgasen führt.

Die Fast-Fashion-Industrie verstärkt die Problematik. Sie fördert kurzlebige Trends, also müssen billige Stoffe her.  Diese Kleidungsstücke nutzen sich daher schnell ab. Doch was soll's, der nächste Trend klopft schon an die Tür. Laut dem Beratungsunternehmens McKinsey tragen die Menschen ihre Kleidung im Durchschnitt bereits 36 Prozent weniger oft als noch vor 15 Jahren.

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Zusätzlich spielen psychologische Strategien der Unternehmen eine große Rolle, mit denen sie ihre Kund:innen dazu bringen, mehr zu kaufen. Sie appellieren an unsere Angst, etwas zu verpassen: "Wenn du es jetzt nicht kaufst, bekommst du es vielleicht nie wieder“. Vor allem Rabatte verleiten uns zu voreiligen Kaufentscheidungen. Jedoch sind die sogenannten „besten Angebote des Jahres“ oft irreführend. Eine Analyse der ZDF-Sendung WISO zeigte beispielsweise, dass bei vielen Produkten die Preise vor und nach dem Black Friday 2017 gleich blieben. Mehr dazu könnt ihr hier lesen.

Insgesamt führt der Black Friday und die damit verbundene Konsumkultur zu einer erhöhten Produktion von Gütern, die oft unnötig sind und erhebliche Umweltauswirkungen haben. Produktion und Transporte von massenhaft gekauften Produkte verbrauchen viele Ressourcen und setzen Treibhausgase frei. Zudem führt die Fokussierung auf schnelle und billige Produktion häufig zu niedriger Qualität und einer Wegwerfmentalität, wodurch Umweltverschmutzung und Ressourcenverschwendung zunehmen.

In dieser Situation bietet Second-Hand-Shopping eine nachhaltige Alternative. Gerade heute muss sich niemand mehr schämen, seine Kleidung im Second-Hand-Laden zu kaufen. „Vintage“-Kleidung ist dabei weit mehr als ein Trend, es ist vor allem der richtige Schritt in Richtung Nachhaltigkeit. Laut Dr. Ann-Christine Duhaime, Professorin für Neurochirurgie an der Harvard Medical School, Direktorin der pädiatrischen Neurochirurgie am Massachusetts General Hospital, reagieren wir Menschen zwar auf neuartiges, sind aber nicht darauf fixiert. Wir können unsere Prioritäten durch unsere Sorgen und Emotionen neu ausrichten. Wenn wir uns um unsere Erde sorgen und etwas gegen den Klimawandel aktiv werden wollen, können wir lernen, nicht bei jedem Rabatt impulsiv zu handeln.

grayscale photography of people inside a clothing shop
Photo by Sean Benesh / Unsplash

Second-Hand-Shopping spart Ressourcen und Geld. Statt jedem kurzlebigen Trend zu folgen, können wir uns auf den Kauf qualitativ hochwertiger Kleidung konzentrieren. Durch die hochwertigeren Stoffe halten unsere Klamotten länger und müssen nicht nach dreimal tragen weggeschmissen werden. Falls sie doch einmal kaputt geht, kann man sie entweder reparieren oder mit einem besseren Gewissen entsorgen.

Wenn auch ihr jetzt mit dem Thrifting, also dem Second Hand Shopping, beginnen wollt, habe ich hier ein paar Tipps für euch:

  1. Zeit und Hingabe: Wie bei den meisten Fast-Fashion-Stücken findet man nicht sofort, was man sucht. Es kann also sein dass du etwas suchen musst um die versteckten Schätze zu finden. Mach ein kleines Selfdate daraus und höre dabei deine Lieblingsplaylist, wenn du dich gut fühlst hast du auch eine gute Zeit
  2. Zielgerichtete suche: Finde heraus, wonach du wirklich suchst, bevor du shoppen gehst. Das bewahrt dich nicht nur davor Klamotten zu kaufen die du nicht anziehen wirst, sondern gibt dir auch einen genaueren Plan. Denn oftmals können Secondhandläden etwas überfordernd wirken.
  3. „Skim and scan“: also überfliegen und scannen. Suche nach deiner Lieblingsfarbe oder einem bestimmten Material, um die Auswahl etwas einzugrenzen.
  4. Entdecke deinen Style: Sei offen und experimentierfreudig. Lerne deinen eigenen Stil kennen und sei nicht enttäuscht, wenn du nicht jedes Mal fündig wirst. Das nächste Mal ist bestimmt etwas für dich dabei.
  5. Erkunde verschiedene Abteilungen: Zum Beispiel in der Herrenabteilung nach dem Oversized-Look oder bei den Nachthemden nach einem schönen Satinkleid.
  6. Stangen bei den Umkleiden: Besonders am Anfang kann es auch hilfreich sein, sich anzuschauen, was neben der Garderobe hängt. Jemand hat in diesen Kleidungsstücken Potenzial gesehen und damit sozusagen eine Vorentscheidung für dich getroffen.
  7. Qualitätsbewusstsein: Achte auf die Qualität und Materialien wie Leinen oder Baumwolle, um langlebige Kleidung zu finden, die du später eventuell wiederverkaufen kannst.

Zusätzlich zum Second-Hand-Kauf von Kleidung gibt es in allen anderen Bereichen nachhaltige Optionen. Refurbished Computer und Handys sind ein ausgezeichnetes Beispiel dafür, wie wir Ressourcen schonen können. Diese Geräte werden sorgfältig gereinigt, überholt und repariert, sodass sie wieder einen neuwertigen Zustand erreichen. Der Vorteil: Sie sind nicht nur günstiger, sondern vermeiden auch die Notwendigkeit, neue seltene Erden und andere Ressourcen zu verwenden, die für die Herstellung neuer Elektronik erforderlich sind.

Die Überlegung, unser Konsumverhalten aus Umweltgründen zu überdenken, ist umfassender als nur die Wahl der Kleidung. Es geht darum, bewusster und sinnvoller zu konsumieren. Dies bedeutet nicht, dass wir ausschließlich selbstgenähte Kleidung tragen müssen, obwohl dies durchaus stilvoll sein kann. Vielmehr geht es darum, unseren Bedarf kritisch zu hinterfragen und Produkte zu wählen, die langlebig, reparierbar und möglichst umweltfreundlich sind. Durch den Kauf von Second-Hand-Artikeln und refurbished Elektronik setzen wir ein Zeichen gegen die Wegwerfkultur und unterstützen eine nachhaltigere Lebensweise. Unsere Beziehung zu Produkten zu überdenken, bedeutet, Qualität über Quantität zu stellen und langfristig sowohl die Umwelt als auch unser eigenes Wohlbefinden zu fördern.

Quellen:

Wieso kaufen wir immer wieder neue Sachen? - Patagonia Stories
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