#42 KlimaGoodNews: Zukunft gestalten und Klima schützen durch eine nachhaltige Landwirtschaft

#42 KlimaGoodNews: Zukunft gestalten und Klima schützen durch eine nachhaltige Landwirtschaft
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Eine der weltweit größten Messen für Landwirtschaft, Ernährung und Gartenbau - die "Internationale Grüne Woche" - findet gerade in Berlin statt. Ihr Schwerpunkt liegt in diesem Jahr auf der Förderung einer nachhaltigen Landwirtschaft. Diese ist entscheidend für eine umweltfreundliche und resiliente Lebensmittelversorgung und birgt enormes Potenzial für die Minderung des Klimawandels. Denn durch umweltschonende Methoden, wie beispielsweise der reduzierte Einsatz von Stickstoffdüngern und Methanreduktion in der Viehzucht, sowie durch einen ressourceneffizienten Umgang mit Wasser und Energie können Treibhausgase minimiert werden. Bodenschonenden Praktiken und nachhaltige Technologien unterstützen außerdem die Bindung von CO₂ und fördern Biodiversität. So kann auch die Anpassungsfähigkeit der Landwirtschaft an klimatische Veränderungen gesteigert und eine nachhaltige Ernährungssicherheit gewährleistet werden.

Landwirtschaft steht also im Zentrum des Klimaschutzes. Sie ist nicht nur von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen, sondern bietet auch wesentliche Lösungsansätze. Auch diese Ausgabe unserer KlimaGoodNews dreht sich um das Thema Landwirtschaft. Wir haben einige spannende und zukunftsweisende Einblicke zusammengetragen, die eine nachhaltige Landwirtschaft voran bringen können. Viel Spaß beim Lesen 💚

Alles bio? – Wie nachhaltige Landwirtschaft besser geht - Quarks Daily Spezial
Gute Ernten und gleichzeitig eine gesunde Umwelt? Das kann gelingen. Zwei Schlüssel dazu: Mehr Natur und mehr High-Tech.

Protestwelle vor Kanzleramt: Tausende fordern grüne Agrarpolitik

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Tausende Menschen demonstrierten in Berlin für eine nachhaltigere Landwirtschaft. Das "Wir haben es satt!"-Bündnis, bestehend aus über 60 Organisationen, setzt sich für eine sozial gerechtere Agrarpolitik ein. Unter dem Slogan "Gutes Essen braucht Zukunft" zogen zwischen 7.000 und 8.000 Teilnehmer:innen vom Willy-Brandt-Haus zum Bundeskanzleramt.

Die Forderungen des Bündnisses umfassen den Verzicht auf Gentechnik, faire Preise, Umweltschutz sowie die Ablehnung des großflächigen Landkaufs und der geplanten Kürzungen bei den Agrardiesel-Subventionen. Landwirt:innen und Aktivist:innen übergaben ihre Forderungen an Landwirtschaftsminister Cem Özdemir.

Özdemir räumte Fehler ein und betonte die Möglichkeit für Veränderungen. Demonstrant:innen richteten ihre Appelle auch an Bundeskanzler Olaf Scholz und kritisierten die SPD für vermeintlich vernachlässigte sozial gerechte Politik.

Für die kommende Woche sind weitere Proteste angekündigt, sowohl vom "Wir haben es satt!"-Bündnis als auch vom Deutschen Bauernverband, der teilweise unterschiedliche Forderungen vertritt. Sollten die Sparpläne der Bundesregierung nicht zurückgenommen werden, droht der Bauernverband mit "Nadelstichen", die bald zu einer "Eruption" führen könnten.

„Wir haben es satt!“ fordert Agrarwende: Bunter Protest vor dem Kanzleramt
Für eine nachhaltigere Agrarpolitik demonstrierten Tausende am Samstag in Berlin. Bundeslandwirtschaftsminister Özdemir gestand zuvor Fehler ein.

Die unterschätzte Ressource: Böden im Fokus für Klimaschutz und Anpassung

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Die Diskussion um zunehmende Umweltauflagen in der Landwirtschaft wird angesichts der aktuellen Bauernproteste immer intensiver. In diesem Kontext stellt sich die Frage, ob die Durchsetzung weiterer Umweltvorschriften realistisch ist. Olaf Bandt, der Vorsitzende des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), gibt jedoch eine optimistische Antwort auf diese Frage.

Langfristige Planungssicherheit für Landwirt:innen und ein stabiler Markt, der ihre Produkte abnimmt, sind laut Bandt entscheidend. Zudem betont er die Wichtigkeit einer angemessenen Entlohnung für den Schutz von Böden von Landwirt:innen als Ökosystemdienstleister.

Der "Bodenatlas" von Heinrich-Böll-Stiftung, BUND und TMG beleuchtet die fundamentale Rolle gesunder Böden für Klimaschutz, Biodiversität und Nahrungsmittelproduktion. Über ein Drittel der weltweit landwirtschaftlich genutzten Böden ist degradiert (nicht mehr fruchtbar), einschließlich einem Drittel in Deutschland.

Bandt schlägt Lösungen vor, darunter kleinere Landwirtschaftsstrukturen, geringerer Dünger- und Pestizideinsatz sowie ökologische Fruchtfolgen. EU-Agrarsubventionen sollten nicht mehr flächenbasiert, sondern zur Anerkennung gesellschaftlicher und ökologischer Leistungen, inklusive Bodenschutz, genutzt werden. Fairere Preise für landwirtschaftliche Produkte und eine einkommenswirksame Nutzung der Gelder sind laut Bandt entscheidend. Der BUND sieht die geplante Novelle des deutschen Bodenschutzgesetzes als eine Chance für einen verbesserten Bodenschutz.

Viel mehr als der Dreck, auf dem wir laufen
Böden sind wichtig für Klimaschutz und Klimaanpassung. Der neue Bodenatlas liefert Details, wie Böden besser geschützt werden können.

🎊  Earthly Delights

Ein Blick in die Zukunft der Landwirtschaft

Ein Projekt der TU München stellt den Einsatz von Elektrotraktoren in der Landwirtschaft vor. Im Rahmen des TUMtrak-Projekts entwickelt das Team um Clemens Pizzinini elektrische Traktoren, um herkömmliche Dieselfahrzeuge zu ersetzen. Diese Traktoren sind mit einem Wechselbatteriesystem ausgestattet, das die Betriebszeit verlängert und gleichzeitig das Gewicht reduziert.

Die Modularität des Prototypen ermöglicht vielseitige Anpassungen, wie die flexible Positionierung der Fahrerkabine. Die externen Batterien dienen nicht nur dem Traktor, sondern auch als mobile Energiequellen für andere elektrische Geräte oder zum Laden von Elektroautos.

Der Prototyp, der aktuell eine Batterieleistung von 24 Kilowattstunden hat, zielt auf kleinere und mittlere Leistungsklassen bis 100 PS ab. Diese Batterien könnten insbesondere in Regionen wie Ostafrika, wo viel Sonnenenergie verfügbar ist, effizient genutzt werden. Das Team ist optimistisch, dass batterieelektrische Traktoren eine nachhaltige Zukunft in der Landwirtschaft bieten und sucht Partner aus Industrie und Forschung für weitere Entwicklungen.

E-Traktoren - Forscher arbeiten an Zukunft ohne Agrardiesel
Ein Team der TU München erforscht, welche Konzepte auf dem Weg zum E-Traktor erfolgreich sein könnten. Dabei im Fokus: eine Wechselbatterie.

💯  Zahl der Woche

30 % - Prozent ökologische Land- und Lebensmittelwirtschaft bis 2030

Agrarminister Cem Özdemir stellte die "Bio-Strategie 2030" vor, die einen ambitionierten Plan für 30% ökologischen Landbau in Deutschland bis 2030 skizziert. Diese Strategie, unterstützt durch eine Informationskampagne des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), adressiert entscheidende Handlungsfelder für eine ökologische und soziale Transformation in der Land- und Lebensmittelwirtschaft. Auch Bioland-Präsident Jan Plagge betonte bereits die Schlüsselrolle der ökologischen Landwirtschaft in diesem Prozess, die sich auf einer gesetzlichen Grundlage orientiert und sowohl für Betriebe als auch für Verbraucher:innen richtungsweisend ist.

Die Strategie hebt hervor, wie 30% ökologische Landwirtschaft die Umwelt positiv beeinflussen, etwa durch die Reduktion von chemisch-synthetischen Pestiziden und Antibiotika in der Tierhaltung. Özdemir betonte auch, dass ökologischer Landbau als Innovationstreiber für die gesamte Landwirtschaft fungiert. Die Strategie zielt darauf ab, Umweltkosten zu senken, die Vielfalt zu erhöhen und den Klimaschutz zu stärken.

Trotz Optimismus besteht Unsicherheit bezüglich der Finanzierung und politischen Unterstützung. Plagge äußert Bedenken, insbesondere in Bezug auf die Haltung der FDP zur Bio-Strategie und neuen Gentechnikverfahren. Die erfolgreiche Umsetzung der Strategie hängt somit von der Kooperation aller Regierungsparteien ab, um eine nachhaltige Landwirtschaft für die Zukunft zu sichern.

Bio-Strategie zeichnet Pfad für ökologisch-soziale Transformation vor
Die heute von Agrarminister Özdemir vorgestellte Bio-Strategie konkretisiert den Weg zum Ziel von 30 Prozent Bio bis 2030.

💪 Challenge der Woche

Öfter mal Bio-Lebensmittel kaufen

Die Bio-Landwirtschaft setzt auf einen geschlossenen Kreislauf ohne den Einsatz externer Chemikalien. Das bedeutet, dass auf synthetische Dünger und herkömmliche Pestizide verzichtet wird. Auch der Einsatz gentechnisch veränderter Organismen ist grundsätzlich untersagt. Bio-Lebensmittel dürfen nicht bestrahlt werden und werden ohne künstliche Zusatzstoffe verarbeitet. In der Tierhaltung sind regelmäßiger Auslauf, angemessene Stallgröße und die Verwendung von ökologisch erzeugtem Futter wichtige Anforderungen.

Bio-Lebensmittel sind also gut für dich und die Umwelt. Mach mit bei der Challenge der Woche und tue Gutes, indem du öfter mal Bio-Produkte statt konventioneller Ware auswählst. Der Preis macht's natürlich auch: Bio-Produkte vom Discounter sind eine günstige und gute Wahl. Falls du Lebensmittel lieber online bestellst, gibt es natürlich auch entsprechende Online-Shops für Bio-Lebensmittel. Klick dich durch!

Aber wie unterscheiden sich Bio-Lebensmittel von konventionellen Produkten? Bio-Produkte tragen unterschiedliche Siegel von Verbänden wie Bioland oder Demeter. Hier findet ihr mehr Infos zu den Siegeln.

Vielen Dank fürs Lesen der KlimaGoodNews #42!

Wir freuen uns schon auf die nächste Ausgabe mit positiven Nachrichten für eine nachhaltige gemeinsame Zukunft.

Seid ihr bereit für die Herausforderung?

Mit der Klimarallye oder dem Klimathon könnt ihr spielerisch gemeinsam als Kommune oder Unternehmen einsparpotenziale erkennen und miteinander in den Wettbewerb treten! Das ist nicht nur nachhaltig, sondern fördert auch die Gemeinschaft und das nachhaltige Bewusstsein.

Sei jetzt dabei!