#53 KlimaGoodNews: Chancen für einen nachhaltigeren Umgang mit Plastik
Plastik ist eine Klimabedrohung – doch Kreislaufwirtschaft und innovative Materialien bieten Hoffnung. Entdecke Wege, wie du Plastik reduzieren kannst!
Plastik ist aus unserem Alltag nicht wegzudenken, doch entlang seines gesamten Lebenszyklus birgt es bedeutende Klimafolgen. Seine Produktion und Verarbeitung verursachen erhebliche CO₂-Emissionen. Denn Kunststoffe werden hauptsächlich aus fossilen Brennstoffen wie Erdöl und Erdgas hergestellt. Laut der Internationalen Energieagentur könnte bis zum Jahr 2050 über 20% des weltweiten Ölverbrauchs auf die Kunststoffindustrie entfallen. Ebenso die Plastikentsorgung, die oft durch Verbrennung passiert, setzt CO₂ und andere schädliche Gase frei. So verursacht die Herstellung einer Tonne Plastik fast 2 Tonnen CO₂, während bei der Verbrennung des Abfalls zusätzliche 2,7 Tonnen hinzukommen. Viel zu oft landet Plastikmüll zudem in der Umwelt, wo es unter dem Einfluss von Sonnenlicht Treibhausgase wie Kohlendioxid und Methan abgibt. Dieser Prozess verstärkt sich mit der Zeit, oft über Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte hinweg.
Innovative Lösungen und bewussteres Handeln, wie der Einsatz alternativer Materialien, die Förderung von effizienten Recyclingverfahren und die Reduzierung von Kunststoffmüll bieten wichtige Chancen für eine nachhaltigere Kunststoffindustrie. Besonderes CO₂-Einsparpotenzial liegt dabei in der Kreislaufwirtschaft. Ihre umfassende Förderung ist unerlässlich, um internationale Klimaziele erreichen zu können. Einige Nachrichten, die Hoffnung geben auf dem Weg dorthin, lest ihr in dieser Ausgabe unserer KlimaGoodNews! Viel Spaß dabei 💚
Fortschritte auf dem Weg zu einem globalen Plastikabkommen
Im April 2024 kamen bei der vierten Sitzung des zwischenstaatlichen Verhandlungsausschusses (INC-4) der Vereinten Nationen über 2500 Delegierte zusammen, um wichtige Themen wie Emissionen, Abfallmanagement und den Umgang mit problematischen Kunststoffen zu diskutieren. Ziel dieser Gespräche ist ein UN-Plastikabkommen, das die weltweite Reduktion von Plastikmüll durch verbindliche Regelungen, die die Produktion und den Einsatz von Kunststoffen minimieren und gleichzeitig umweltfreundlichere Alternativen fördern.
Inger Andersen, die UN-Umweltchefin, unterstrich die erzielten Fortschritte und betonte die Dringlichkeit, bis Jahresende ein globales Plastikabkommen zu erzielen. Erstmals wird auch die Thematik der Chemikalien in Plastikprodukten in den zukünftigen Verhandlungsrunden berücksichtigt. Das Alfred-Wegener-Institut (AWI) unterstützt diese Anstrengungen und hebt die Bedeutung eines solchen Abkommens für die Reduktion der Meeresverschmutzung durch Plastik hervor. Obwohl die Prozesse oft langsam und ineffizient waren, beeindruckte die entscheidende Rolle der Wissenschaftler:innen, deren Fachwissen wesentlich dazu beitrug, dass einige Länder ihre Haltungen überdachten und änderten. Dies war besonders wichtig, da viele Staaten nicht über das benötigte Wissen verfügten und Sprachbarrieren bestanden.
Die nächste Verhandlungsrunde (INC-5) findet im November in Busan, Südkorea, statt, um die Verhandlungen fortzusetzen und ehrgeizige Ziele festzulegen.
Zufallsentdeckung revolutionär für die Plastikindustrie?
Forscher:innen der Universität Gießen haben zufällig einen Biokunststoff entdeckt, der aus Abfällen wie Algen, Pilzen und Krebsschalen besteht. Nach fünf Jahren intensiver Forschung haben die Wissenschaftler:innen etwa 30 verschiedene Biokunststoffe entwickelt, die in Bereichen wie Verpackungen, Bodenbelägen, Kosmetik und medizinischen Anwendungen genutzt werden können. Das Material zersetzt sich innerhalb weniger Wochen, wie Tests mit Asseln gezeigt haben, die das Material problemlos als Nahrung akzeptierten. Ein weiterer entscheidender Durchbruch war die Schimmelresistenz des Materials ohne Zusatzstoffe wie Ethanol oder Fungizide, was über eineinhalb Jahre Forschung erforderte.
Der Biokunststoff könnte in vielen Industrien eingesetzt werden, von Tüten und Bodenbelägen bis zu kosmetischen Anwendungen und medizinischen Spritzen. Er ist hitzebeständig bis 600 Grad, was ihn auch für Backpapier geeignet macht. Zwei europäische Patente wurden bereits angemeldet, um den Schutz und die Weiterentwicklung dieser umweltfreundlichen Materialien zu sichern.
Neben der Vielseitigkeit und Umweltfreundlichkeit bietet der Biokunststoff den Vorteil, dass er aus kostengünstigen und reichlich vorhandenen Rohstoffen hergestellt werden kann. Dies könnte die Abhängigkeit von erdölbasierten Kunststoffen deutlich reduzieren.
🎊 Earthly Delights
Mombasa ermöglicht Verdienst durch Recycling und stärkt Kreislaufwirtschaft
Die Großstadt Mombasa in Kenia ist einen wichtigen Schritt im Kampf gegen das bisherig ineffiziente und unkoordinierte Abfallmanagement gegangen. So hat Kaus Taka Enterprise ein neues innovatives Konzept entwickelt: In ihrer App oder auf ihrer USSD-Plattform, die über das Mobilfunknetz ohne Internet funktioniert, können Nutzer:innen Abfallentsorgungsdienste buchen und so mit dem Sammeln, Trennen und Entsorgen von Abfällen Geld verdienen. Hierbei können Benutzer:innen verschiedene Kunststoffarten kategorisieren, Mengen eingeben und erhalten Belohnungen.
Kaus Taka Enterprise verfolgt damit das Ziel eine Kreislaufwirtschaft, den Schutz der Meere und die Gesundheit der Gemeinschaft zu fördern. Zudem möchte das Unternehmen hierdurch sinnvolle Beschäftigungsmöglichkeiten, vor allem für Frauen und benachteiligte Gruppen, anbieten. Zudem soll Eigenverantwortung als auch kollektiven Verantwortung für den Umweltschutz durch die aktive Einbindung von Haushalten, Unternehmen und der Allgemeinheit gefördert werden.
💯 Zahl der Woche
2030 - von diesem Jahr an soll jede Verpackung in der EU recycelbar sein
Von den Abgeordneten des EU-Parlaments wurde im Frühjahr diesen Jahres mehrheitlich beschlossen, dass ab 2030 jede Verpackung recycelbar sein soll. Hierdurch soll die Menge an Verpackungsmüll gesenkt und das Recyceln vorangetrieben werden. So bedeutet das Vermeiden von Einwegverpackungen nicht nur ein geringeres Risiko für Umweltverschmutzung, sondern auch weniger Abfall auf Deponien und in Verbrennungsanlagen sowie einen reduzierten Rohstoffbedarf für die Produktion und den Transport dieser Einwegprodukte.
Das Verbot betrifft sowohl Plastik-Tragetaschen als auch Verpackungen für Obst und Gemüse unter 1,5 Kilogramm im Supermarkt, für Ketchup zu den Pommes, für Shampoo im Hotel und Plastikfolie zum Umwickeln von Koffern am Flughafen. Dennoch gibt es Ausnahmen: medizinische Produkte, Verpackungen aus Papier, Holz oder Wachs.
Der EU-Beschluss sieht darüber hinaus bei allen EU-Mitgliedern eine Umstellung auf Mehrwegsysteme vor, ähnlich den bereits in Deutschland etablierten Pfandflaschen. Zudem dürfen Lebensmittelverpackungen nicht mehr sogenannte ewige Chemikalien enthalten, welche langlebig und gesundheitsschädlich sind. Der Beschluss ist laut Frédérique Ries, Verhandlungsführerin des EU-Parlaments, ein "großer Sieg für die Gesundheit der Verbraucherinnen und Verbraucher".
💪 Challenge der Woche
Einen Tag lang einwegplastikfrei
Diese Woche haben wir eine besondere Herausforderung für euch: Wie wäre es, einen Tag komplett ohne Einwegplastik zu verbringen? Wir wissen zu gut, das ist nicht einfach! Aber es ist eine großartige Gelegenheit, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, in welchen Momenten wir Einwegplastik verwenden und die Möglichkeit haben, darauf zu verzichten oder auf Alternativen umzusteigen. Dies kann einen großen Unterschied für einen nachhaltigeren Umgang mit Plastik machen!
Hier sind ein paar Tipps für euren einwegplastikfreien Tag:
- Wiederverwendbare Flaschen für Getränke nutzen
- Eigenen Stofftaschen zum Einkaufen mitbringn
- Unverpackte Lebensmittel kaufen, zum Beispiel auf dem Bauernmarkt oder in Unverpackt-Läden
- Mehrwegbehälter für Take-Away-Essen oder beim Kauf von Frischwaren nutzen
Weitere praktische Tipps für einen plastikfreieren Alltag findet ihr zum Beispiel auch bei Greenpeace, oder auf vielen anderen Webseiten.
Eine besonders inspirierende Initiative startet mit dem kommenden Monat Juli: "Plastic Free July". Sie wurde 2011 in Australien ins Leben gerufen und motiviert Menschen weltweit, ihren Plastikkonsum zu überdenken. Auch auf der Plastic Free July Webseite findest du zahlreiche Tipps und Tricks, wie du Einwegplastik in deinem Leben vermeiden kannst. Dort triffst du auch viele Gleichgesinnte, die bereits an der Challenge teilnehmen. Du kannst dich entscheiden, ob du nur einen Tag, eine Woche oder den ganzen Juli über teilnehmen möchtest.
Es geht nicht darum, perfekt zu sein, sondern einfach zu versuchen, Plastik zu vermeiden. Jedes Stück zählt :) Teile deine Erfolge und Herausforderungen am besten auch mit anderen, so könnt ihr euch gegenseitig unterstützen und inspirieren. Viel Erfolg 💪
Vielen Dank fürs Lesen der KlimaGoodNews #53💚
Wir freuen uns schon auf die nächste Ausgabe mit positiven Nachrichten für eine nachhaltigere gemeinsame Zukunft!