#62 KlimaGoodNews: Herausforderung & Hoffnung
Die Meldungen der letzten Wochen sind für uns alle eher bedrückend: Globale Treibhausgasemissionen erreichen einen neuen Höchststand, während bisherige Anstrengungen auf eine Erwärmung von bis zu 3,1 Grad zusteuern. Die Erwartungen an die laufende UN-Klimakonferenz (COP29) sind eher verhalten und ein wiedergewählter US-Präsident, will als Klimawandelskeptiker verstärkt auf fossile Energien setzen. Puh!
Doch gerade in diesen schwierigen Zeiten ist es umso wichtiger, für Klimaschutz einzutreten und positive Entwicklungen nicht aus den Augen zu verlieren. Denn trotz aller Herausforderungen gibt es weiterhin große Chancen für den Klimaschutz – insbesondere, da er zunehmend als ökonomisch kluge Entscheidung gilt. Heißt, Wirtschaftswachstum und sinkende Emissionen können Hand in Hand gehen, und der Aufbau einer klimafreundlichen Wirtschaft ist machbar und sinnvoll. Damit zählt nicht nur politisches Handeln! Sondern wir als Gesellschaft können klimafreundliche Entscheidungen fördern und den Antrieb für eine nachhaltig orientierte Wirtschaft schaffen. In dieser Ausgabe unserer KlimaGoodNews lest ihr von spannenden und inspirierenden Entwicklungen, die diesen Weg ebnen können. Wir hoffen, ihr findet viel Kraft und Freude beim Lesen 💚
Wachsende Branche Umweltschutz
Umweltschutz gewinnt in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung. Doch bietet das auch eine Chance für Unternehmen?
In der Branche, die sich mit Lösungen und Ansätzen für eine nachhaltigere Zukunft befasst, lässt sich aktuell folgendes beobachten: 2022 erwirtschafteten die Betriebe des produzierenden Gewerbes und des Dienstleitungssektors über 100 Milliarden Euro, 17% mehr als 2022. Mittlerweile weist die gesamte Branche ca. 376.000 Arbeitnehmer:innen auf, 2022 kamen alleine 35.000 neue hinzu. Zentrale Säule ist dabei der Klimaschutz, der alleine 61,7 Milliarden Euro in die Kassen der Firmen spülte. Große Bedeutung spielen dabei Maßnahmen im Bereich Energieeffizienz, Wärmedämmung und der Nutzung von erneuerbaren Energien, vorrangig Windenergie. Die Trends bei Umsatz und Beschäftigtenzahlen zeigen demnach eine klare Richtung an.
Durch die hohen Einnahmen steigen auch die Investitionen in den Umweltschutz. Die gesamte Branche investierte 2022 dabei mehr als 13 Milliarden Euro in Sachgüter wie technische Anlagen und Maschinen, die den Umweltschutz voranbringen. Umweltschutz bietet somit zweifellos neue Chancen für viele Unternehmen!
Ist der EU-Emissionshandel auch Gesundheitsschutz?
Die Diskussionen um den Nutzen des EU-Emissionshandels sind allgegenwärtig. Nun ist es Forscher:innen in Hamburg gelungen, die Reduktion gesundheitsgefährdender Schadstoffe wie Feinstaub und Schwefeldioxid in einen klaren Zusammenhang mit der Verringerung von Treibhausgasemissionen zu stellen.
Vor fast 20 Jahren, im Jahr 2005, wurde der EU-Emissionshandel eingeführt. Unternehmen kaufen oder verkaufen Rechte zum Ausstoß von Treibhausgasen – wenn mehr ausgestoßen wird, müssen auch mehr Rechte gekauft werden. Die Menge der verfügbaren Rechte sinkt dabei kontinuierlich, wodurch es teurer wird, die Atmosphäre zu belasten.
Laut Umweltbundesamt konnten die klimaschädlichen Emissionen in den letzten 20 Jahren um etwa 38% reduziert werden. Die Forscher:innen der Universität Hamburg haben darüber hinaus festgestellt, dass die Schadstoffe Schwefeldioxid und Feinstaub deutlich zurückgegangen sind – um 39% beziehungsweise 28%. Diese Reduktionen wirken sich positiv auf die öffentliche Gesundheit aus und könnten das Gesundheitssystem um hunderte Milliarden Euro entlasten.
Das Resultat ist eindeutig: Klimaschutz ist direkt Gesundheitsschutz und stärkt die öffentliche Unterstützung für den Emissionshandel.
🎊 Earthly Delights
Ökologische Kosten als Hebel für klimafreundlichere Industriegüter
Eine Studie der Hochschule München zeigt, wie die Berücksichtigung ökologischer Kosten die Produktion von Industriegütern klimafreundlicher machen könnte. Am Beispiel von Schrauben berechneten Forscher:innen die CO₂-Emissionen entlang der gesamten Wertschöpfungskette und verknüpften diese mit verschiedenen CO₂-Steuersätzen: 43 Euro pro Tonne (aktueller EU-Preis), 195 Euro (Vorgabe des Umweltbundesamts) und 680 Euro (generationengerechter Preis).
Die Analyse umfasst drei Szenarien: Produktion in Ländern mit lockeren Umweltstandards, konventionelle Herstellung in der EU und eine nachhaltige Produktion mit Recyclingmaterial und grünem Strom. Die Ergebnisse zeigen, dass der größte Teil der CO₂-Kosten auf die Wahl des Stahlmaterials und dessen Produktionsprozess zurückzuführen ist. So könnte durch den Einsatz von Recyclingstahl die ökologischen Kosten um bis zu 75% gesenkt werden, während der Standort oder die Transportwege eine geringere Rolle spielen.
Aktuell erhöht die CO₂-Bepreisung die Produktionskosten jedoch nur marginal (etwa ein Prozent), was klimafreundliche Verfahren wirtschaftlich kaum konkurrenzfähiger macht. Die Studie betont daher die Bedeutung von ökologischen Kosten in der Preisgestaltung und zeigt, wie sie als Schlüssel für eine nachhaltigere Industrieproduktion dienen könnten.
💯 Zahl der Woche
80 % - weniger Nettoemissionen bei mehr Wirtschaftsleistung
Schweden hat es geschafft, seine Netto-Emissionen seit 1990 um 80% zu senken und gleichzeitig das Wirtschaftswachstum zu verdoppeln. Dieses Modell, das das Klima schützt, ohne den Wohlstand zu gefährden, könnte anderen Ländern als Vorbild dienen.
Der schwedische Erfolg basiert auf mehreren Faktoren: Frühe Investitionen in erneuerbare Energien wie Wasserkraft und Windenergie decken heute 70% des Strombedarfs. Den Rest liefert Kernenergie, wodurch die Stromproduktion nahezu emissionsfrei ist. Auch bei der Wärmeversorgung setzt Schweden auf Klimaschutz: Effiziente Fernwärmesysteme nutzen zu 97% Biokraftstoffe und Abfälle anstelle fossiler Brennstoffe.
Zusätzlich setzt Schweden auf strikte Klimagesetze wie eine hohe CO₂-Steuer, die sowohl Unternehmen als auch Bürger:innen zu nachhaltigem Verhalten anregt. Schweden bleibt so auf Kurs, seine Klimaziele zu erreichen und zeigt, dass Klimaschutz und Wirtschaftswachstum vereinbar sind. Entscheidend ist die enge Zusammenarbeit von Regierung, Wirtschaft und Gesellschaft, um gemeinsam langfristige und nachhaltige Lösungen umzusetzen.
💪 Challenge der Woche
Konsum im Alltag neu denken
Im täglichen Leben konsumieren wir die unterschiedlichsten Güter. Ob auf dem Weg zur Arbeit, beim Sport oder auch beim Abendessen. Meistens ist uns dabei gar nicht bewusst, wie viel wir konsumieren und welche Auswirkungen das auf die Umwelt hat. Deswegen laden wir dich ein, in den nächsten Wochen einmal ganz bewusst auf deinen persönlichen Konsum zu achten und, wo möglich, deine Gewohnheiten zu hinterfragen und anzupassen.
Ein paar Ideen und Anreize haben wir natürlich auch für dich:
- Schlaf vor einer Kaufentscheidung am besten mal eine Nacht drüber und reflektiere, ob du das, was du vor hast zu kaufen, wirklich benötigst.
- Beim Einkaufen kannst du versuchen, immer einen Stoffbeutel dabei zu haben, um Papiertüten im Laden zu vermeiden.
- Zusätzlich kannst du versuchen, kleine Einkäufe mit dem Fahrrad oder zu Fuß zu erledigen, um Emissionen durch Autofahrten zu reduzieren.
- Achte bei Obst und Gemüse darauf, welches gerade Saison hat und was du vielleicht sogar aus deiner Region bekommen kannst.
- Kaufe bestenfalls in einem Geschäft in deiner Nähe ein und verzichte so auf Online-Bestellungen.
- Ersetze den To-Go Becher auf deinem Arbeitsweg mit einem Mehrwergbecher.
Viele dieser kleinen Veränderungen tragen dazu bei, deinen persönlichen Konsum nachhaltiger zu gestalten und haben Auswirkungen auf das Konsumverhalten der Gesellschaft insgesamt. Du kannst so aktiv dazu beitragen, Treibhausgasemissionen zu reduzieren, Abfall und Verschwendung zu verringern und Energie einzusparen - also ein sehr wichtiger Schritt in eine klimafreundlichere Zukunft!
Vielen Dank fürs Lesen der KlimaGoodNews #62💚
Wir freuen uns schon auf die nächste Ausgabe mit positiven Nachrichten für eine nachhaltigere gemeinsame Zukunft!